Maisach:Brucker Tierfreunde vor ungewisser Zukunft

Katzen in der Tierauffangstation Überacker, 2009

429 Kleintiere wie Katzen haben die ehrenamtlichen Helfer im vergangenen Jahr in der Tierauffangstation in Überacker betreut.

(Foto: Johannes Simon)

Vorsitzende Heidi Minderlein findet keinen Nachfolger und warnt deshalb vor der Auflösung des Vereins und der Auffangstation

Von Christian Hufnagel, Maisach

Die Tierfreunde Brucker Land stehen vor einer mehr als ungewissen Zukunft. Das wurde auf der Jahreshauptversammlung in der Maisacher Sportgaststätte deutlich. Zum einen erinnerte Vorsitzende Heidi Minderlein noch einmal daran, dass sie sich bei den turnusmäßigen Wahlen im nächsten Jahr aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung stellen werde. Eine Nachfolgerin ist aber nicht in Sicht. Auch die vom Verein betriebene Auffangstation für Katzen und Nagetiere ist bedroht. Diese werde rein ehrenamtlich betreut, was die Kräfte überfordere und nicht mehr zeitgemäß sei. Minderleins Fazit: Sollte sich kein neuer Vorstand finden, "wird uns nichts anderes übrig bleiben, als den Verein und die Tierauffangstation aufzulösen".

Die Nachfolgesuche verläuft bisher für die Vorsitzende deprimierend. Im Oktober vergangenen Jahres hat der Vorstand in einem Rundschreiben an alle Mitglieder auf die Problematik hingewiesen und um Vorschläge gebeten. Die Resonanz sei allerdings ernüchternd gewesen, nicht einmal fünf Prozent der 342 Mitglieder hätten geantwortet, niemand habe sich engagieren wollte, berichtete Minderlein.

Danach hat man unter anderem mit Maisachs Bürgermeister Hans Seidl, mit dem Landesverband des Tierschutzbundes und mit dem Tierschutzverein Starnberg Gespräche geführt und nach Lösungen gesucht. Auch eine Fusion mit anderen Tierschützern wurde diskutiert. Dabei habe sich herausgestellt, dass die Struktur der Tierfreunde, die ausschließlich mit ehrenamtlichen Kräften arbeiten, heute nicht mehr als zeitgemäß erachtet werde, so die Vorsitzende. Eine Weiterführung der Tierauffangstation sei auf Dauer nur mit bezahlten Kräften - also zwei bis drei Tierpflegern - möglich. Dazu müsste aber von den Städten und Gemeinden sowie vom Landkreis finanzielle Unterstützung kommen, wie es zum Beispiel in Starnberg und Dachau der Fall sei, berichtete Heidi Minderlein. Dort und auch in vielen anderen Städten wird den Tierschutzvereinen ein Zuschuss in Höhe von 0,50 bis 1,50 Euro pro Einwohner gewährt. Im Landkreis Fürstenfeldbruck sei der Tierschutz jedoch in viele kleine Vereine zerklüftet, deshalb seien Verhandlungen mit den verantwortlichen Bürgervertretern sehr schwer bis fast unmöglich, fasste die 64-Jährige zusammen und blickte auf die geleistete Arbeit zurück.

Die Tierfreunde haben im vergangenen Jahr 429 Kleintiere wie Katzen und Hasen in ihrer Station betreut - fast so viele wie im Rekordjahr 2014. Dafür mussten die wenigen Helfer rund 10 000 Arbeitsstunden aufwenden. "Es ist das Leid der Tiere, das unsere Gefühlswelt durcheinander bringt und uns schlaflose Nächte beschert. Wir dürfen gar nicht nachdenken, welch unsägliche Not viele Tiere erleiden müssen", betonte Minderlein und erinnerte als Beispiel an ein Kaninchen, das total dehydriert und ausgehungert mit einer Wäscheleine an einem Baum hinter einem Haus angebunden war und nur durch Zufall gefunden wurde.

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