Maisach:Ansprechpartner in der Einsamkeit

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Auch wenn nur ein kurzer Verbandswechsel ansteht, Kathrin Hillreiner ist es wichtig, sich für ihre Patienten immer genug Zeit zu nehmen. (Foto: Günther Reger)

Trotz aller Beschwernis ist für die Maisacherin Kathatrina Hillreiner die Krankenpflege ein Traumberuf

Von Julia Bergmann, Maisach

Polizistin und Zimmerer hätte sich Katharina Hillreiner auch als Beruf vorstellen können. Am Ende hat sich die Maisacherin aber für die Ausbildung zur Krankenschwester am Münchner Rotkreuz-Klinikum entschieden. "Ich wollte immer etwas mit meinen Händen machen und am Ende des Tages sehen, was ich geschafft habe", sagt sie. Und das habe sie mit ihrer Berufswahl geschafft. Vor zwei Jahren hat sich die 36-Jährige gemeinsam mit ihren Kollegen Blerim Jakupi undUlrike Tatar mit dem ambulanten Pflegedienst Cordi esse in Maisach selbständig gemacht. Und anders als die meisten denken, übt sie einen Beruf aus, in dem trotz Krankheit und Leid viel gelacht wird.

"Die Einsamkeit ist groß, gerade bei vielen älteren Menschen", erzählt sie. Viele Angehörige sind berufstätig, können nur selten vorbeischauen. "Aber wir kommen auch um die Einsamkeit zu vertreiben." Für viele, die auf Pflege angewiesen sind, sind die Mitarbeiter des insgesamt 46-köpfigen Teams ein Lichtblick. "Es gibt Touren, da begrüßen einen die Leute schon an der Haustür mit einem Witz, kochen einen Espresso und erzählen von ihren Enkelkindern", sagt Hillreiner. Genauso gebe es Momente, in denen die Menschen mit Sorgen und Ängsten hadern. Für Hillreiner ist es wichtig, dann als Ansprechpartner da zu sein. Selbst, wenn sich die Weiterfahrt zum nächsten Patienten etwas verzögere. "Wenn jemand Sorgen hat, kann ich ihn nicht stehen lassen", sagt Hillreiner.

Wie lange sie bei einem Patienten bleibt, ist sehr unterschiedlich. Während bei manchen lediglich der Blutzuckerspiegel kontrolliert werden muss, ist etwa die komplette Grundpflege zeitintensiver. Hillreiner arbeitet viel und gerne. Natürlich seien die Rahmenbedingungen des Jobs auch mal belastend. Der ständige Zeitdruck etwa und gleichzeitig der Wunsch, sich für jeden Patienten genug Zeit nehmen zu können. Die manchmal suboptimale Zusammenarbeit mit Kliniken, die die Pflege erschweren kann, oder der allgemein hohe Pflegebedarf im Landkreis. Mittlerweile führt Cordi Esse, der sowohl ambulante als auch 24-Stunden-Pflege anbietet und eine Wohngruppe für Menschen, die dauerhaft oder vorübergehend beatmet werden müssen, betreut, eine Warteliste.

Den Pflegenotstand bekommt freilich auch Katharina Hillreiner zu spüren. Wie in anderen Betrieben auch, sei die Arbeitsbelastung deshalb für alle Mitarbeiter relativ hoch. Seit Monaten sucht Katharina Hillreiner nach examinierten Pflegekräften. Erfolg hatte sie bisher nicht. Auch sie weiß um die Ängste vieler junger Menschen, die vor dem Beruf des Pflegers zurückschrecken. Deshalb würde sie jedem, der sich unsicher ist, empfehlen, in den Beruf hineinzuschnuppern. Oft stünden die Schattenseiten und Belastungen des Berufs im Vordergrund. "Wer sich sein eigenes Bild macht, merkt schnell, ob er damit tatsächlich ein Problem hat", sagt sie. Die Nähe und Pflege der Menschen ist oft eine intime Angelegenheit. "Wenn das zu sehr belastet, funktioniert es nicht", so Hillreiner. Wer sich für den Beruf entscheide, solle auf einen abwechslungsreichen Ausbildungsplatz achten - "und auf ein Hobby". Bei ihr ist es ihr Pferd. Das erdet und schafft einen Ausgleich für den oft hektischen Alltag.

© SZ vom 12.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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