Lieber aus dem Mehrwegbecher:Bewusster Kaffeekonsum

Lieber aus dem Mehrwegbecher: Wer den Brucker Becher nutzt, trägt dazu bei, dass weniger Ressourcen verschwendet werden und weniger Müll entsteht.

Wer den Brucker Becher nutzt, trägt dazu bei, dass weniger Ressourcen verschwendet werden und weniger Müll entsteht.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Weil Essen und Trinken unterwegs in Mode sind, entsteht viel Müll. Der Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises soll zur Abkehr von Einwegbechern aufrufen.

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Nach den Initiativen mit Mehrwegbechern in Fürstenfeldbruck und Germering soll nun zusätzlich der Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises (AWB) Überzeugungsarbeit leisten und verstärkt zur Abkehr von Einwegbechern beim schnellen Kaffeekonsum aufrufen. Mit Einwegbechern würden Ressourcen verschwendet, Abfälle produziert und die Landschaft vermüllt, so der AWB in einer umfangreichen Stellungnahme, die den Mitgliedern des Werkausschusses des Kreistags für seine jüngste Sitzung bereit gestellt wurde. "Das Thema Coffee-to-go ist ein Paradebeispiel, um die Abfallvermeidung, die auch nach dem Kreislaufwirtschaftsgesetz oberste Priorität in der Abfallhierarchie hat, wieder ins Bewusstsein zu rufen", heißt es darin.

Die geplante Informationsoffensive geht auf die Kreistagsfraktion der Grünen zurück, die in einem Antrag gefordert hatte, der AWB möge die Einführung eines Pfandleihsystems für Coffee-to-go-Becher fördern und koordinieren. Soweit will allerdings der AWB nicht gehen, er sieht konkrete Initiativen besser bei den einzelnen Städten und Gemeinden angesiedelt. Grünen-Kreisrätin Ingrid Jaschke zeigte sich in der Sitzung des Werkausschusses dennoch zufrieden: "Das geht in die richtige Richtung." Sie riet dazu, bei der FFB-Schau im Oktober am Stand des AWB für die Pfandsysteme zu werben.

Für die in Deutschland genutzten Coffee-to-go-Becher werden jedes Jahr 43.000 Bäume gefällt

Einwegkaffeebecher sind Verbundverpackungen aus Pappe mit Kunststoffbeschichtung, sie können nicht recycelt werden. Meist landen sie in öffentlichen Abfallkörben und dann in der Müllverbrennungsanlage, bisweilen auch einfach auf der Straße oder in der Landschaft. Die Zahlen, die der AWB zusammengetragen hat, sind eindrucksvoll: Jeder Deutsche verbraucht statistisch gesehen im Jahr 34 Coffee-to-go-Becher, das macht 2,8 Milliarden Stück pro Jahr allein in Deutschland. Für deren Herstellung müssten jährlich 43 000 Bäume gefällt werden, hat der AWB recherchiert. Bei der Produktion der Becher entstünden 83 000 Tonnen Kohlendioxidemissionen, bei der Produktion der Polystyroldeckel 28 000 Tonnen. Die Einwegbecher verursachten jedes Jahr 31 000 Tonnen Abfall, die Plastikdeckel weitere 9000 Tonnen.

Im Landkreis stellte die Stadt Fürstenfeldbruck im vorigen Juli ihren Brucker Becher vor, ein vollständig biologisch abbaubarer Becher aus Baumsaft, einem Nebenprodukt der Papierindustrie. 18 Cafébetreiber und Bäckereien sowie drei Schulkioske nehmen nach Angaben des Abfallwirtschaftsbetriebs derzeit an der Becheraktion teil, seit Jahresanfang gibt es den Becher auch in der Cafeteria des Landratsamtes. Etwas mehr als 2500 dieser Becher sind nach Informationen der Stadt Fürstenfeldbruck derzeit im Umlauf, was die Stadt als Zeichen dafür wertet, "dass der Becher gut angenommen wird", wie Andreas Habersetzer dem AWB mitteilte. In Germering wurde zu Jahresanfang in einigen Geschäften das Pfandsystem Recup eingeführt. Es ist das derzeit bekannteste Pfandsystem, das es auch in München, Köln oder Berlin gibt. Die Stadt Germering hält das überregionale System auch angesichts der vielen Pendler nach München für geeignet und sponsert derzeit für alle neu teilnehmenden Verkaufsstellen die ersten 50 Becher. In anderen Städten und Gemeinden im Landkreis gibt es keine vergleichbaren Initiativen, Eichenau lehnte ab.

5000 Euro erhält der Abfallwirtschaftsbetrieb vom Landkreis, um für die Mehrwegbecher werben zu können. Eine erste Maßnahme zur Bewusstseinsbildung findet sich in der Stellungnahme des AWB an die Kreisräte. Dort heißt es: "Nicht vergessen werden sollte auch die Möglichkeit, ... einen Kaffee direkt im Café zu genießen. Porzellantassen haben eine nahezu unbegrenzte Lebensdauer." Vom Staat werde diese Variante jedoch durch eine erhöhte Mehrwertsteuer bestraft.

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