Leserbrief:Leserbriefe

Lesezeit: 3 min

"Kein Müll vor der eigenen Haustür" (8. August)

Im Stadtentwicklungsausschuss habe ich als Zuhörer miterlebt, wie die Einwände von Anwohnern mit Unmut kommentiert wurden. Diese Kritik eines Gremiums aus Bürgervertretern war für mich nicht verständlich. Wenn die Stadtverwaltung den Bürgern während der Auslegungsphase eines Bauprojektes ermöglicht, Einwände einzureichen, wird doch genau dies erwartet. Die Aufregung darüber ist nicht nachvollziehbar. In der gleichen Sitzung wurde, nebenbei erwähnt, wegen Lärmbelästigung eine Veränderungssperre für das ehemalige Hotel Mühlbach entschieden. Einen kleinen Lichtblick brachte die Erkenntnis des Ausschusses, die betroffenen Bürger über den Wertstoffhof und seine Auswirkungen für das Umfeld konkreter informieren zu wollen.

Dies reiht sich in die in Olching leider nur halbherzig praktizierte Bürgerinformation und -beteiligung ein. Auf der Tagesordnung öffentlicher Stadtratssitzungen der letzten Monate standen nur wenig weitreichende Entscheidungen. Die Zukunftskonferenz von 2010 endete in einem Bürgerbeteiligungsprojekt im Jahr 2015, dessen kleines Ergebnis im Frühjahr 2017 eine Handvoll Parkbänke in den Amperauen war. Und selbst das wurde bisher nicht kommuniziert. Wer kürzlich die Veranstaltung zur Paulusgrube erlebt hat, musste feststellen, dass konkrete Hinweise oder Einwände der anwesenden Bürger meist mit der Aussage beantwortet werden musste, es stünde noch nichts endgültig fest. Die konkrete Information der Stadt an die Bürger zu Projekten von Bürgerinteresse bleibt spärlich. Damit ist es nicht verwunderlich, wenn die Motivation sinkt sich aktiv einzubringen und sie nur noch in der gesetzlich vorgeschriebenen Auslegungsphase mit persönlichen Einwänden reagieren.

Es wäre wünschenswert, wenn die von den Bürgern gewählten Vertreter Projekte entsprechend ihres Wahlprogramms einbringen und entscheiden. Zu weiteren Projekten sollten die Bürger rechtzeitig über konkrete Pläne und Hintergründe informiert werden. Dabei kann man Hinweise oder Einwände konstruktiv aufnehmen. Dies erlaubt weiterhin Stadtratsentschei-dungen, die entsprechend der Mehrheitsinteressen der Bürger durch die Bürgervertreter in demokratischer Weise erfolgt. Die Bürger wären aber beteiligt am "gemeinsam Stadt sein".

Harald Rohne , Olching

Erbost über den Egosimus

Erst beim zweiten Lesen fällt mir der Tenor der Überschrift auf. Stünde da nicht richtiger: "Kein Wertstoffhof vor der eigenen Haustür"Das lehnen die Bürger doch ab. Sind es die gleichen, die im Neubaugebiet eine ortsnahe Wertstoffsammlung fordern, nur nicht in eigener Sichtweite? Und noch eines: Ihre Berichterstatterin hat mich missverstanden, wenn sie von Resignation schreibt, wo ich geäußert hatte, dass die Stadtverwaltung nicht eine Stunde mehr mit einem Projekt belastet werden sollte, das offenbar keiner will. Das ist alles andere als Resignation, sondern die Kenntnis, dass die Mitarbeiter wahrlich ausreichend zu tun haben.

Einen Wertstoffhof zu planen, der vom Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises und von der Landkreisverwaltung bemeckert wird, den Bürger bemeckern, das ist vergebliche Liebesmühe für eine eigentlich sinnvolle Sache. Der Landkreis ist zuständig für die Wertstoffsammlung. Der soll sich erst mal mit sich selbst einig werden, was dort gewollt wird. Die Bürgerinitiative des Schwaigfeldes wünschte eine weitere bewirtschaftete Wertstoffsammelstelle. Die wird von der Stadt eigentlich auch befürwortet. Nun mögen sich die Bürger des Schwaigfeldes auch erst mal miteinander einig werden, ob oder nicht.

Ich bin erbost über den zunehmenden Egoismus, der sich nach dem Motto breit macht: Jedem das seine, mir meine Ruhe und nur das Beste. Nach der Devise müsste ich sofort eine Bürgerinitiative gründen, die sich für Verkehrsberuhigung an der Feursstraße stark macht, an der ich wohne. Tue ich aber nicht! Mit einer solchen Haltung kann kein Gemeinwesen mehr funktionieren, oder gar gestaltet werden.

Alfred Münch, SPD-Stadtrat, Olching

"Hausgemachte Blockade" (30. August)

Bei der Bauausschusssitzung in Grafrath ging es nicht um die Frage, ob ein Supermarkt kommen soll oder ob nicht. Der Bürgermeister erhielt lediglich keine Mehrheit für den Vorschlag der Verwaltung, womit man die berechtigten Befürchtungen der Anlieger bezüglich Immissionen auf ihr Wohnumfeld ausräumen könne. Die Empfehlung sah vor, die Nutzungen für den Supermarkt durch Sicht- und Schallschutzwände gegenüber der Umgebung abzuschirmen. Für solche Wände - mitten im Ort! - gab es keine Mehrheit. Die neue Einkaufsmöglichkeit sollte sich nicht von ihrem Umfeld abkapseln und distanzieren, sie sollte sich in dieses Umfeld integrieren. Da muss sich die planende Seite etwas einfallen lassen. Denn eine angenehme Aufenthaltsqualität ist auch Voraussetzung für breite Akzeptanz und damit letztlich für den dauerhaften wirtschaftlichen Erfolg des Vorhabens.

Burkhard von Hoyer, Bürger für Grafrath, Grafrath

© SZ vom 06.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: