Leonhardifahrt:Prächtige Rösser

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Eine historische Aufnahme aus dem Jahr 1921 zeigt mehrere Reiter auf ihrem Weg durchs Ortszentrum. (Foto: Stadtarchiv Fürstenfeldbruck)

Zur Leonhardifahrt werden am Samstag wieder Tausende Besucher die Straßen Fürstenfeldbrucks säumen, um 200 Pferde sowie Kutschen und Truhenwagen zu sehen. Vor der Segnung gibt es Blasmusik, danach einen Hoagart

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Franz Göttler ist mit seinem Sechsspänner überall dabei, sei es beim Wiesnumzug oder bei Hochzeiten. Aber die Leonhardifahrt, die sei schon was ganz Besonderes, sagt der 54 Jahre alte Emmeringer. Auch an diesem Samstag werden wieder um die 200 prächtig herausgeputzte Pferde sowie ein Ochsengespann bei der größten Brauchtumsveranstaltung Brucks durch die von Tausenden Besuchern gesäumten Straßen der Stadt ziehen und vor der Leonhardskirche, nahe dem Amperufer, die Segnung empfangen. Reiter, Kutschen, Truhen- sowie Motivwagen werden von mehreren Blaskapellen und Spielmannszügen begleitet. "Einfach sehr schön", schwärmt Göttler, der schon Anfang der Siebzigerjahre als kleiner Bub auf dem Kutschbock neben dem Vater mitgefahren ist. Seine sechs schweren Warmblut-Schimmel werden, wie üblich, die Kutsche mit der Prominenz ziehen. Göttler hat sie alle schon gefahren: Landrat Grimm, Oberbürgermeister Sepp Kellerer und natürlich die amtierenden Thomas Karmasin oder Klaus Pleil. Schon die Anfahrt von Emmering mit dem langen Sechsspänner ist ein kleines Abenteuer - mehrere Beifahrer laufen voraus, um die Fahrer der modernen, winzigen Benzinkutschen zu warnen.

Aufzeichnungen über Leonhardifahrten finden sich in alten Schriften erstmals Mitte des 15. Jahrhunderts. Im Wallfahrtsort Inchenhofen bei Aichach soll ein Abt aus Fürstenfeldbruck die erste solche Reiterprozession in Bayern organisiert haben, die zu einer kleinen Kapelle der Pfarrei Hollenbach führte, in der eine Figur des Heiligen Sankt Leonhard stand. Erstmals im Jahr 1743 wird die Fürstenfeldbrucker Leonhardifahrt erwähnt. Einen "gemischten" Zug mit Kutschen und Pferden durch den Ort hat es in der Form, wie es sie heute noch gibt, erstmals 1921 gegeben. Alte Aufnahmen im Stadtarchiv zeigen stolze Reiter und Menschen auf Bauernfuhrwerken. Göttler zufolge hat sich in den zurückliegenden Jahrzehnten nicht viel geändert. Einzig der Schmuck an den Wagen sei aufwendiger und prächtiger geworden.

Dazu trägt Bodo Olbrich seinen Anteil bei. Für Pferde ist er nicht verantwortlich, dafür aber für den acht Meter langen Erntedankwagen, vor den wieder vier Rösser gespannt werden. Der 73-Jährige ist vom Fach, steht er doch an der Spitze der Blumen- und Gartenfreunde und hat sich bei zehn Leonhardifahrten schon reichlich Routine erarbeitet. 16 Mithelfer hat Olbrich, am Donnerstag trafen sie sich und machten aus einem hölzernen Wagen ein echtes Schmuckstück. Körbe, Buchskränze, Kürbisse, und ganz oben die Erntekrone aus Getreide der Pucher Gartenfreunde. "Für uns ist es immer eine sehr große Freude, in der Gemeinschaft den Wagen zu schmücken und damit ans Erntedankfest zu erinnern." Und ein Erlebnis ist es natürlich auch, durch die vielen Besucher zu fahren, "gelebtes Brauchtum" sei das, sagt Olbrich. Zum Brauchtum gehört auch der Hoagart im Veranstaltungsforum direkt im Anschluss an die Leonhardifahrt. Petrus war der ganzen Veranstaltung in den vergangenen Jahren meist wohlgesonnen, und auch am Wochenende sieht es wieder gut aus. Der Leonhardsplatz ist am Samstag von 7 Uhr an gesperrt, die Straßen der Innenstadt für den Durchgangsverkehr von 11.30 bis 17.30 Uhr. Wer das ruhige Herbstwetter auskosten will, kann am Sonntag erneut auf den Marktplatz kommen: Um zehn Uhr beginnt dann der ebenfalls bereits traditionelle Herbstmarkt, die Geschäfte in der Innenstadt haben von 12 bis 17 Uhr geöffnet.

Leonhardifahrt Fürstenfeldbruck, Samstag, 29. Oktober, 13.30 Uhr Votivamt an der Leonhardskirche, 14.45 Uhr Festumzug.

© SZ vom 28.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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