Landwirtschaft:Sautrog, Egge und Obstpresse

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Die Spreu vom Weizen trennt diese Mühle, wenn man - wie die kleine Besucherin des Puchheimer Museums - daran kurbelt. (Foto: Günther Reger)

Am Tag der offenen Tür entdecken viele Puchheimer ihr kleines Bauernmuseum und lernen eine vergangene Zeit kennen

Von Katharina Knaut, Puchheim

Zurück in die Jahre Mitte des 20. Jahrhunderts! In die Zeit, in der es in Puchheim noch mehrere große Bauernhöfe gegeben hat, in der Pferde noch vor den Pflug gespannt und Kühe noch durch die Ortschaft auf die Weide getrieben wurden. Wenn man also den Unterwirtshof betritt, kommt es dem Besucher vor, als hätte er eine Zeitreise angetreten. Ein Kiesplatz, beherrscht von einer großen alten Scheune, bayerische Volksmusik im Hintergrund und Menschen, ein paar in Tracht, die bei Kaffee und Kuchen auf Bierbänken zusammensitzen und schwatzen, während Kinder lachend umherlaufen. Und alles ist umgeben von dem köstlichen Duft nach frisch gebackenen Waffeln. So in etwa muss es auch bei festlichen Anlässen auf den Höfen vor rund 50 Jahren zugegangen sein.

Ein Blick in die Vergangenheit - genau das will der Verein d'Buachhamer, der sich mit der Geschichte Puchheims beschäftigt, an diesem Samstagnachmittag auch tun. Sie veranstalten einen Tag der offenen Tür ihres kleinen Museums, das in der alten Scheune des Unterwirtshofs untergebracht ist und in dem sie viele der Geräte ausstellen, die von Ende des 19. Jahrhunderts bis Mitte des 20. Jahrhunderts für den Betrieb eines Hofes benötigt wurden. Die ersten Stücke hat der Verein 1994 erhalten, erklärt Alois Brandmeier, der ehemalige Museumsdirektor. Im Jahr 2000 habe man schließlich das Museum gegründet. Die Gegenstände stammen größtenteils aus der Hinterlassenschaft des Mirzlhofes.

Eine Hälfte des Museums befindet sich im oberen Teil der Scheune, die andere in einem Nebenraum. Betritt man diesen kleinen Schuppen, der an die Scheune angrenzt, verstärkt sich der Eindruck einer vergangenen Zeit noch ein wenig. Denn das Museum der Buachheimer besteht nicht aus sterilen Glasvitrinen, sondern ist so bestückt, wie auch ein Schuppen auf einem Bauernhof in der damaligen Zeit ausgesehen haben muss. An den Wänden, am Boden und sogar an der Decke türmen sich alte Gerätschaften. Teils wuchtige Maschinen wie eine alte Obstpresse mit dazugehörigem Obstzerkleinerer stehen zwischen feineren Gerätschaften wie einer Dezimalwaage oder einer Schnitzbank, an den Wänden hängt eine Egge neben einem Sautrog und an der Decke liegen in Gittern alte Kartoffelsiebe und andere Gerätschaften. Auch der Schuppen selbst wirkt sehr authentisch: Niedrige Decke aus massivem Holz, Fußboden und Wände aus Stein. Und alles wirkt ein wenig staubig und verwittert. "Eben so, wie es damals war", erklärt Rosmarie Schwaiger, Museumsdirektorin und Mitglied bei den Buachheimern.

Mag es vor allem für die jüngere Generation wie eine Zeitreise erscheinen, für einige andere ist es ein Stück lebendig gewordene Vergangenheit. Eine Reise zurück in die Jugend, in der man noch Kühe auf der Weide gehütet hat und mit dem Traktor über die Felder gefahren ist. So geht es auch Hans Eichner, dem Vorsitzenden des Vereins. Er ist selbst auf einem Hof aufgewachsen und kann sich an viele der Geräte noch erinnern. "Alles im Museum sind Gegenstände, die täglich im Gebrauch waren", erklärt er. Besonders lächeln muss er beim Anblick zweier Geräte, die an Sandalen erinnern, nur mit Kufen am unteren Ende. "Heute hat man Schlittschuhe. Wir hatten früher das", meint er. Bis Mitte der 60er Jahre seien sie gebräuchlich gewesen. "Die hat man sich unter die Schuhe geschnallt. Das war nicht sehr stabil und man ist oft umgeknickt. Und manchmal ist auch die Sohle abgerissen."

Auch für Schwaiger und Brandmeier sind viele der Geräte ein Stück Erinnerung. Beide stammen aus Puchheim. Während Schwaiger auf einem Hof aufgewachsen ist, kommt Brandmeier aus einer Elektrikerfamilie. Bauernhöfe waren sein zweites Zuhause. "Jeder Bauer hatte so einen Buben, der auf dem Hof ausgeholfen hat. Ich habe Kühe gemolken und gehütet oder habe Heufutter gemacht." Er denkt sehr gerne an diese Zeit. "Wir hatten sehr viel Spaß." Auch Schwaiger erinnert sich gerne. Vor allem an den Tieren habe man sehr gehangen. "Die Kälber waren herrlich! Wenn man ihnen die Finger entgegengestreckt hat, haben sie daran genuckelt." Damals habe es in Puchheim noch rund 20 Bauernhöfe mit Tieren gegeben. Sie findet es sehr schade, dass es die meisten nicht mehr gibt. Auch ihre Familie musste die Tiere verkaufen. "Es muss sich ja auch noch rentieren." Aber zumindest für diesen Nachmittag konnte die Vergangenheit wieder ein wenig aufleben.

© SZ vom 25.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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