Landtagsfraktion der Grünen:Charmeoffensive

Landtagsfraktion der Grünen: Sie werben für mehr Frauen in der Politik (von links): die Grünen Martin Runge, Gina Merkl und Jan Halbauer.

Sie werben für mehr Frauen in der Politik (von links): die Grünen Martin Runge, Gina Merkl und Jan Halbauer.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Grünen fordern mehr Frauen in den Parlamenten

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

"Wenig Frauen in der Buchenau", witzelt Martin Runge. Überhaupt ist wenig los an diesem Mittwochmittag auf dem Geschwister-Scholl-Platz im Fürstenfeldbrucker Westen. Die Landtagsfraktion der Grünen hat dort eine Art Wahlkampfmobil aufgestellt, das derzeit durch verschiedene Städte in Bayern tourt. Es hat einen großen Bildschirm und ein Rednerpult, davor machen der Landtagsabgeordnete Martin Runge, der Brucker Stadt-, Kreis- und Bezirksrat Jan Halbauer und die grüne Nachwuchshoffnung, Bezirkstagskandidatin Gina Merkl, darauf aufmerksam, dass "die Hälfte der Macht den Frauen" zusteht.

100 Jahre wird das Frauenwahlrecht in diesem Jahr alt, doch noch immer ist die eine Hälfte der Bevölkerung nicht angemessen in den Parlamenten vertreten. Das Vorhaben, das sonst nur am Weltfrauentag oder am Equal-Pay-Day thematisiert wird, ist löblich, stößt während einer gewöhnlichen Woche in Fürstenfeldbruck jedoch kaum auf Interesse. Runge, Halbauer und Merkl - die Frauenquote im grünen Dreigestirn an diesem Tag beträgt ein Drittel - stehen weitgehend verlassen herum bei ihrer Charmeoffensive und versuchen ihre Flyer an die Frau zu bringen.

Im neu gewählten Bundestag sitzen knapp 31 Prozent Frauen und damit fünf Prozent weniger als bisher. Im bayerischen Landtag sind es derzeit 29 Prozent. Als die Grünen vor mehr als dreißig Jahren in die Parlamente einzogen, lagen die Zahlen bei zehn und 13 Prozent. Schneckentempo. Gina Merkl will nicht mehr so lange warten, bis die Chancen gleich verteilt sind. Sie plädiert für eine Regelung über ein Parité-Gesetz: "Freiwillig, das klingt immer so schön", sagt sie: "Aber Politik ist noch immer Männersache."

Auch im Landkreis Fürstenfeldbruck. In den 23 Städten und Gemeinden gibt es nur zwei Bürgermeisterinnen, der Frauenanteil in den Stadt- und Gemeinderäten liegt im Durchschnitt bei knapp 28 Prozent, im Kreistag haben die Fraktionen von Freie Wählern, FDP, ÖDP und Unabhängigen Bürgervereinigungen keine Frau in ihren Reihen. Besser sieht es bei den Stimmkreisabgeordneten aus dem Landkreis aus. Im Bundestag sitzen Beate Walter-Rosenheimer (Grüne) und Katrin Staffler (CSU), im Landtag Katrin Sonnenholzner (SPD). Dass es auch in der Vergangenheit mit Gerda Hasselfeldt (CSU), Uta Titze-Stecher, Irmlind Berg und Waltraud Schmidt-Sibeth (alle SPD) Frauen in Bundes- und Landtag schafften, ringt Runge die Würdigung "Klasse-Landkreis" ab.

Die Grünen - das gehört zu ihrem Selbstverständnis - bemühen sich um eine Gleichverteilung. Auf ihren Wahllisten wechseln sich Kandidatinnen und Kandidaten nach dem Reißverschlussverfahren ab. Im Kreistag sitzen deshalb fünf grüne Frauen und fünf grüne Männer. Jan Halbauer hofft, die Gleichberechtigung möge "noch in diesem Jahrhundert" erreicht werden. Runge warnt vor erkennbaren Tendenzen eines Rückschritts: "Es gibt Kräfte, die ein Rollback wollen." Merkl indes will die Veränderung und zusammen mit einigen Mitstreiterinnen im Mai einen Grünen-Ortsverband für den nordwestlichen Landkreis gründen. Auch die Roadshow geht weiter, am Dienstag am Olchinger Nöscherplatz und am Mittwoch in Germering, das Frauenland ist. Dort sind 58 Prozent der Stadträte weiblich.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: