Landkreis Fürstenfeldbruck:Lebensgefährliche Falle

Waren Radlhasser am Werk? Unbekannte haben in einem Waldstück bei Türkenfeld einen Draht über den Weg gespannt. Ein Mountainbiker entging der tödlichen Falle nur durch Zufall.

Petra Fröschl

Es war ein feiger Anschlag, der lebensgefährlich hätte ausgehen können: In Höhe des Zigeunerbergs nördlich von Türkenfeld hat ein Unbekannter in Schulterhöhe einen massiven Draht über einen Waldweg gespannt. Ein Mountainbiker, der am Freitagnachmittag des Weges kam, erkannte die Gefahr nur deshalb, weil das günstig einfallende Sonnenlicht das Metall reflektierte. Die Polizei schließt nicht aus, dass ein "Radlerhasser" am Werk war. Der Türkenfelder Bürgermeister Pius Keller hingegen glaubt, dass der Anschlag den jugendlichen Motorradfahrern galt, die in der Gegend oft auf den Trails unterwegs sind.

Deutsche Meisterschaft im 24 Stunden Mountainbiken

Eine tödliche Falle: In einem Waldstück bei Türkenfeld haben Unbekannte einen Draht über den Weg gespannt. (Symbolbild)

(Foto: dpa)

Nach Angaben der Polizei hatte der Mountainbiker, ein 58 Jahre alter Mann aus Fürstenfeldbruck, auf den Wald- und Feldwegen rund um Türkenfeld eine Radtour unternommen. Beim Zigeunerberg, einer teils bewaldeten Flusslandschaft, wurde er plötzlich von etwas Reflektierendem leicht geblendet. Er stieg vorsichtshalber ab und bemerkte einen silberfarbenen Draht mit einem Millimeter Durchmesser, der sorgfältig um zwei gegenüberliegende Bäume gewickelt war und den etwa drei Meter breiten Waldweg in Schulterhöhe querte. Der Mann entfernte den Draht und informierte am Samstagvormittag die Fürstenfeldbrucker Polizeiinspektion.

Diese hat die Ermittlungen aufgenommen und nimmt die Sache "sehr ernst", wie Hauptkommissar Klaus Meissner betont. "Man kann sich vorstellen, was passiert wäre, wenn ein Radler in voller Fahrt in dem Draht hängen geblieben wäre", sagt Meissner. Er schließt nicht aus, dass ein "Radlerhasser" noch andere Fallen aufgestellt hat oder dies in Zukunft tun wird. Die Polizei rät deshalb zu besonderer Vorsicht und bittet um Hinweise an die Nummer 08141/612-0. Ein ähnlicher Fall sei im Landkreis bislang nicht bekannt, sagte ein Sprecher am Sonntag der SZ.

Auch Peter Dreisow, der Kreisvorsitzende des ADFC Fürstenfeldbruck, kann sich an einen solchen Vorfall in der Region oder an besondere Konflikte zwischen Anwohnern und Radfahrern nicht erinnern. Nur in Norddeutschland habe er mal von so etwas gehört, doch das sei lange her. Dreisow, der sich auf den vielen Radwegen im Landkreis gut auskennt, verurteilt den Anschlag aufs Schärfste. "Das ist kein Dumme-Jungen-Streich, sondern kann für einen Radfahrer, der mit 15 bis 20 Stundenkilometern angefahren kommt, tödlich ausgehen", betont er. Wenn ein Radfahrer schnell unterwegs sei, wirke ein Draht wie ein feststehendes Hindernis. Ein in Kopfhöhe gespannter Draht sei besonders perfide.

Türkenfelds Bürgermeister Pius Keller glaubt hingegen nicht, dass der Anschlag Mountainbikern oder anderen Radfahrern galt. Er vermutet, dass der Draht wegen der vielen jungen Burschen gespannt wurde, die auf den Waldwegen am Zigeunerberg verbotenerweise häufig mit nicht angemeldeten Motorrädern unterwegs sind und einen "Riesenlärm" machen, den man bis nach Türkenfeld höre. "Da werde ich immer wieder drauf angesprochen", sagt Keller.

Nach Angaben des Bürgermeisters sind die Forstwege am Zigeunerberg zwar Gemeindegebiet, gehören aber den Staatsforsten. Sie dürfen zwar von Radlern und Spaziergängern genutzt werden, sind für den allgemeinen Verkehr aber gesperrt. Auch Keller verurteilt die Tat. "Das ist kriminell und kann auch für einen Motorradfahrer böse enden."

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