Landkreis Fürstenfeldbruck:Grippeviren auf dem Vormarsch

Ungewöhnlich viele Menschen im Landkreis sind in diesem Winter an Influenza erkrankt. Und der klassische Höhepunkt steht im Februar eigentlich noch bevor

Von Ariane Lindenbach

Die Grippe erwischt in diesem Jahr deutlich mehr Menschen als in den Vorjahren. Und sie ist besonders früh dran. Lag der Höhepunkt der Vireninfektion in den vergangenen Jahren eher im Februar bis März, erreichen die gemeldeten Grippefälle schon jetzt beachtliche Werte. Für den Landkreis lagen die Zahlen Ende Januar deutlich über denen der gesamten vorherigen Grippesaison. Aus diesem Grund empfiehlt das Gesundheitsamt besondere Hygienemaßnahmen und für Risikogruppen am besten eine Grippeimpfung. So dramatisch wie in München allerdings, wo die Stadt für Schwangere ein Beschäftigungsverbot ausgesprochen hat, ist die Situation im Landkreis nicht.

Zum 31. Januar waren beim Gesundheitsamt in Fürstenfeldbruck 272 Influenzafälle gemeldet. Die Behörde sammelt dabei nur Fälle, bei denen eine Laboruntersuchung die Infektion mit dem Influenzavirus bestätigt hat. Zum Vergleich: In der gesamten Saison 2015/2016 sind im Landkreis 229 Erkrankungen mit der echten Grippe registriert worden. Im Winter 2012/2013, der als besonders starke Grippesaison gilt, waren dem Gesundheitsamt insgesamt 288 Influenzaerkrankungen gemeldet worden. In München, wo die Stadt schwangere Mitarbeiter wegen der Grippewelle von Tätigkeiten mit erhöhtem Ansteckungsrisiko freigestellt hat, ist die Zahl gemeldeter Erkrankungen etwa zehn Mal höher als im Jahr 2016. Aus dem Landkreis sind noch keine derartigen Fälle bekannt. "Uns ist noch kein besonders erhöhter Krankenstand aus den Schulen gemeldet worden", berichtet Schulrätin Bettina Betz vom Schulamt Fürstenfeldbruck. Aber man beobachte die Situation und werde bei Bedarf handeln. Bei der Caritas, die ja etliche Kindertagesstätten betreibt, werden dort arbeitende Schwangere generell beurlaubt. Der Kontakt zu Kindern sei für sie zu riskant, heißt es aus der Verwaltung.

Die Grippesaison dauert noch bis Ende März. In den vergangenen Jahren erreichte die Erkrankungswelle ihren Höhepunkt jeweils im Februar. Ob ein solcher Höhepunkt in diesem Jahr noch kommt, bleibt abzuwarten. Es ist jedoch eine Tatsache, dass es laut Robert-Koch-Institut bereits im Dezember, als die Vireninfektionen in anderen Jahren gerade erst begannen, schon eine erste Spitze gab. Um die Jahreswende sind die Werte dann gefallen, was sich durch die Weihnachtsferien erklären lässt. Denn in Schulen und Kitas verbreiten sich derartige Infektionskrankheiten besonders stark. Wenn Ferien sind, fällt diese Form der Übertragung weg.

Wieso die Influenza in diesem Jahr so früh ausgebrochen ist, dafür hat Medizinerin Monika Wirth vom Gesundheitsamt keine Erklärung. Außer der, dass die Erkrankung eben nicht jedes Jahr gleich verläuft. Ein Höhepunkt im Februar sei zwar "ganz klassisch", doch es sei auch schon in der Vergangenheit vorgekommen, dass die Krankheit früher viele Menschen erreiche. Auch starke Schwankungen bei der Zahl der Erkrankten seien durchaus nicht ungewöhnlich, relativiert die Medizinerin.

Eine Impfung gegen Grippe ist nach Wirths Einschätzung auch jetzt noch sinnvoll. Immerhin verläuft die Krankheit jedes Jahr bei etlichen Menschen tödlich. Der Schutz vor einer Infektion setze zwar erst nach etwa zehn Tagen ein, so Wirth. Jedoch "wissen wir nicht, wie lange die Grippewelle noch dauert", betont sie. Besonders die klassischen Risikogruppen, also chronisch Kranke, ältere Menschen über 60 Jahre, Personen mit Kontakt zu vielen Menschen, insbesondere Kranken, und Schwangere sollten sich durch eine kostenlose Immunisierung bei ihrem Hausarzt vor der echten Grippe schützen.

Im Unterschied zu einer banalen stärkeren Erkältung, die im Volksmund gerne als grippaler Infekt bezeichnet wird, bricht eine Influenza in der Regel schlagartig aus. Innerhalb von Stunden hat man Fieber, wobei durchaus 39 Grad erreicht werden können, und man fühlt sich völlig schlapp. Allerdings variiert auch das von Mensch zu Mensch und von Grippesaison zu Grippesaison; die Viren verändern sich nämlich Jahr für Jahr. Deshalb bringt nur ein Labortest absolute Gewissheit, ob man eine Influenza hat oder nur eine starke Erkältung.

Bei einer Impfung liegt der Schutz laut Wirth bei 40 bis 60 Prozent. In jedem Fall mindere sie aber den Verlauf der Erkrankung. "Wichtig sind aber auch andere Hygienemaßnahmen." Regelmäßiges gründliches Händewaschen, selbstverständlich mit Seife und mindestens 30 Sekunden Einwirkzeit helfen, das Risiko einer Ansteckung zu vermindern. Wen es jedoch erwischt hat, dem bleibt nicht viel mehr, als sich ins Bett zu legen, viel zu schlafen, viel zu trinken und viele Vitamine zu sich zu nehmen. Einen schweren Verlauf können Medikament mildern.

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