Lärmschutz:Ohrenbetäubend

Messungen zufolge werden in Maisach die Lärm-Grenzwerte vor allem in den Nachtstunden deutlich überschritten. Im Vergleich zu Zügen und Flugzeugen ist das Fahrertraining auf dem Fliegerhorst offenbar eher unproblematisch

Von Ariane Lindenbach

Die Menschen, die in Maisach an der Bahnlinie leben, müssen viel Lärm ertragen. Nach Ansicht von Norman Dombo zu viel. Der langjährige Vorsitzende der Bürgerinitiative gegen Fluglärm (BI) legte auf der Jahresversammlung im Bürgerzentrum in Gernlinden die Ergebnisse einer mehrmonatigen Lärmmessung vor.

Im Februar war in einem privaten Garten ein Messgerät installiert worden. Die Auswertung belegt regelmäßige Spitzenwerte von über 60 und 70 Dezibel in den Nachtstunden. Hauptverursacher ist die Bahnlinie. Vom Fluglärm aus Erding ist Maisach, wie der ganze westliche Großraum München, nur dann betroffen, wenn der Wind aus Osten kommt. Dann werden auch Spitzenwerte um die 80 Dezibel erreichen. Als dauerhafter Lärmpegel ist ein solcher Wert eher von Autobahnen bekannt.

16 000 Euro hat die Bürgerinitiative für das kalibrierte und geeichte Messgerät ausgegeben. Mit dieser Ausstattung halte es vor jedem Gericht in Deutschland stand, wie der Vorsitzende betonte. Um die Messdaten ins Internet stellen zu können, ist die BI im Vorjahr Mitglied im Verein deutscher Fluglärmdienst geworden. Auf deren Internetseite (http://www.dfld.de) findet sich unter dem Link "Messdaten" eine Karte von Deutschland. Verzeichnet ist darauf auch das Messgerät, das drei Häuserreihen entfernt von der Bahnlinie bei Maisach steht.

Grund für die Anschaffung des Messgerätes war das Nutzungskonzept für den ehemaligen Flugplatz mit Trabrennbahn, Umgehungsstraße, Fahrertraining der Polizei und der BMW Driving Academy. Letztere hat im September 2012 auf dem ehemaligen Militärflugplatz zwischen Maisach und Fürstenfeldbruck den ersten Teil ihres Fahrsicherheitstrainings eröffnet hat. Da es aus der Bevölkerung und auch von der Stadt Fürstenfeldbruck Befürchtungen gibt, dass der Konzern die festgesetzten Lärmkontingente überschreitet, wurde das Messgeräte erworben und aufgestellt. Inzwischen hat sich auch die Gemeinde Maisach angeschlossen. Der Gemeinderat beschloss den Kauf eines weiteren Gerätes. Voraussichtlich im Herbst soll es auf einem weiteren Privatgrundstück in Gernlinden aufgestellt werden. Das berichtete Bürgermeister Hans Seidl auf der Versammlung.

Wie nun die Messergebnisse der ersten Monate zeigen, ist der von der Fahrstrecke verursachte Lärm zu vernachlässigen. Gelegentlich sei ein Reifenquietschen zu hören, doch im Großen und Ganzen würden die Fahrgeräusche auf dem ehemaligen Flugplatz vom restlichen Lärm übertönt, erläuterte Dombo. "Bei uns mischen sich die Daten. Es ist die Bahn, der Fluglärm und alles andere." Vor allem nachts, wenn in allgemeinen Wohngebieten laut Gesetzgeber nur 40 Dezibel erreicht werden dürfen, seien die Überschreitungen eklatant.

Wie er mittels verschiedener Karten für die Region München ausführte, auf denen die vom Franz-Josef-Strauss-Flughafen ausgehenden Flugspuren tageweise verzeichnet sind, ist die Belastung mit Fluglärm abhängig von der Windrichtung. Während die Region mit den Landkreisen Fürstenfeldbruck, Dachau und Starnberg bei Westwind nicht allzu viel von den Fliegern mitbekommt, ist sie bei Ostwind in etwa so stark belastet wie die Stadt Garching, die wesentlich näher am Flughafen liegt.

Die gerichtliche Verwertbarkeit der Messdaten könnte für die BI - und alle lärmgeplagten Bürger - durchaus noch eine Rolle spielen. Wie der Vorsitzende und auch der Maisacher Bürgermeister Hans Seidl betonten, besteht nach wie vor die Gefahr, dass die Privatflieger nach Fursty zurückkehren. Denn der Bebauungsplan "Konversion Alter Flugplatz" ist noch nicht genehmigt und eine Klage des Bundes Naturschutz noch nicht vom Tisch. Mit Messungen, die belegen können, dass die Lärmbelastung jetzt schon grenzwertig ist, sieht sich die Bürgerinitiative besser gerüstet, um solchen Plänen weiterhin Widerstand leisten zu können.

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