Lärm und Dreck:Ärger wegen der Krähen

Saatkrähe

Bislang haben die Städte Puchheim und Germering kein Mittel gegen die Saatkrähenpopulation im Stadtgebiet gefunden.

(Foto: Günther Reger)

Puchheimer kritisieren Bürgermeister Norbert Seidl

Von Peter Bierl, Puchheim

Wegen der Saatkrähen gehen Anwohner in Puchheim erneut auf die Barrikaden. Vertreter einer Bürgerinitiative kritisierten die Maßnahmen der Kommune am Dienstag im Stadtrat als unzureichend. Sie forderten, die Vögel der Hauptkolonie am Friedhof Schopflach durch den Einsatz eines Falkners umzusiedeln. Außerdem sind sie verärgert über eine Bemerkung von Bürgermeister Norbert Seidl (SPD), die Initiative beteilige sich nicht an der Suche nach einer Lösung. "Wir wurden nicht zum runden Tisch und zur Stadtratssitzung eingeladen", rügte Dana Fritzenschaft, eine Sprecherin der BI. Der Bürgermeister wies die Vorwürfe zurück: "Für die Lösungen, die sie vorschlagen, gibt es keine gesetzliche Grundlage."

Die Anwohner klagen über den Lärm und Dreck, den die Vögel hinterlassen, außerdem sollen Krähen dort sogar schon Menschen angegriffen haben. Die Stadt versucht seit sechs Jahren, das Problem zu lösen. Eingesetzt wurden Lärmklatschen, Luftballons und Netze, Nester wurden zerstört und Eier entfernt. Nichts hat geholfen, stattdessen hat sich die Prophezeiung der Experten des Landesbundes für Vogelschutz erfüllt, dass Saatkrähen sich stärker vermehren und Splitterkolonien bilden, wenn sie gestört werden. Zuletzt wurden etwa 400 Nester gezählt und im ganzen Süden Puchheims haben sich neun Splitterkolonien gebildet, möglicherweise auch in Germering und Gilching.

Im vergangenen Jahr formierte sich die Initiative Siedlergemeinschaft Puchheim-Bahnhof Süd und sammelte über 700 Unterschriften für den Einsatz des Falkners Leo Mandelsperger, der bereits seit sechs Jahren in Meitingen im Einsatz ist. Er soll mit seinen Greifvögeln dafür sorgen, dass die Saatkrähen sich woanders niederlassen. "Wir haben sieben Standorte im Bereich der Stadt vorgeschlagen", erklärte Fritzenschaft der SZ. Im Umweltamt fürchtete man, dass diese Plätze zu klein oder zu weit entfernt sind, etwa die Wäldchen beim Wasserreservoir oder der Parsberg. Die Maßnahmen, die der Stadtrat im Juli beschlossen hat, Greifvögel gegen die Splitterkolonien einzusetzen sowie Bird-Gards, die Greifvogelschreie ausstoßen, halten die Anwohner jedenfalls für unzureichend. "Die Splitterkolonie sollen bleiben, bis sie so groß sind, das etwas passiert", forderte Gernot Schenk am Dienstag. Scharf angegangen wurden Monika Dufner vom Umweltamt und Monika Sepp, die die Stadt als Expertin hinzugezogen hat. Deren Aktivitäten wurden als "Experimente" bezeichnet. "Wir müssen keine Biologinnen, sondern Jäger dorthin setzen", forderte Schenk.

Dagegen betonte Fritzenschaft im Gespräch mit der SZ, dass sie als Tierschützerin keine Krähen abschießen wolle. Deshalb habe sie auch den Einsatz der Netze abgelehnt. Sie räumte ein, dass man nicht wisse, wo die Krähen hinfliegen, wenn man sie vertreibt. "Einfach anfangen und schauen, wo die Vögel landen", rät Falkner Mandelsperger, man könne das dann schon "vernünftig steuern". Er argwöhnt ähnlich wie Fritzenschaft, dass es gewisse Leute gebe, die die Vögel am Standort Schopflach belassen wollen. Die würden 10 000 Euro kassieren, um Nester zu zählen, was Rentner und Hartz-IV-Empfänger in Meitingen umsonst machten, sagte er der SZ.

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