Kunsthaus Fürstenfeldbruck:Bilder voller Strahlkraft

Nur fünf Wochen nach der Gründung eines Fördervereins präsentiert die öffentliche Galerie in Fürstenfeld ihre erste Ausstellung. Sie zeigt Landschaftsbilder und konkrete Kunst.

Angelika Steer

- Es ist beeindruckend, was der Förderverein Kunsthaus Fürstenfeldbruck in Kooperation mit der Kulturstiftung Derriks seit der Gründungsversammlung vor fünf Wochen auf die Beine gestellt hat: Neben der überfälligen Renovierung der beiden Ausstellungsräume in der alten Mühle von Fürstenfeld schaffte man es, eine in sich stimmige und ansprechende Kunstausstellung zu gestalten.

Quasi als Fortsetzung der bis zum März dieses Jahres im Stadtmuseum laufenden Ausstellung über die Brucker Landschaftsmaler des späten 19. und 20. Jahrhunderts gibt man nun im unteren Saal des Kunsthauses zeitgenössischen Landschaftsmalern ihren Raum. Die Bandbreite der ausgestellten Exponate umfasst die naturalistische Wiedergabe der Natur, die impressionistische Betonung auf Lichtphänomene und Farbenspiele, die Verlagerung auf expressive Pinselführung sowie surreale und symbolhafte Landschaftsinszenierungen. So hängt ein in braunem "Akademieton" gemaltes Ölgemälde von Fritz Behrendt neben einer düsteren Regenlandschaft von Harry Meyer, der seine Farben zentimeterdick mit wildem Pinselstrich auf die Leinwand aufträgt. Der Regen fällt in breiten Strömen vom Himmel. Wasser, das eher an Holzbalken erinnert.

Manfred Küchle stellt eine riesige graue Gewitterwolke auf dünne weiße Stelzen, die teilweise einknicken oder zur Seite fallen. Sie sind zu filigran, um die schwere Last zu tragen. Ein fast identisches Bildmotiv zweier völlig unterschiedlich gestaltender Künstler. Nicht achtlos vorbeigehen sollte der Besucher auch an dem so realistisch wirkenden Exponat "Gänseliesel" von Paul Wilhelm Keller-Reutlingen. Das Sujet ist bis ins kleinste Detail naturgetreu wiedergegeben. Doch der Schatten auf der Hausmauer ist nicht schwarz, sondern lila. Der Maler war den Neuerungen der Impressionisten anscheinend nicht gänzlich abgeneigt.

Nicht minder spannend und informativ ist der zweite Teil der Ausstellung im oberen Stock des Kunsthauses gestaltet, der den Vertretern der konkreten Kunst vorbehalten ist. Wer glaubt, durch geometrische Konstruktion erzeugte Kunstwerke müssen eintönig und langweilig sein, wird schnell eines besseren belehrt. Man betrachte nur die kompliziert gefalteten und doch so klar aufgebauten Arbeiten von Peter Weber. Die mathematische Vielfalt der Falttechnik setzt der Künstler übrigens nicht nur in Papier, Baumwolle, Filz oder Plastik um. Auch Stahl lässt sich falten.

Am Spielobjekt "49 Kreise" von Rudolf Kämmer darf der Ausstellungsbesucher Hand anlegen und ist somit in der Lage, ein Kunstwerk für einige Zeit nach seinen Vorstellungen zu verändern. Roland Helmer spielt mit der Wahrnehmung der Betrachter. Seine Arbeit "Bunt/Unbunt" wechselt je nach Betrachterstandort die Farben. Ein Tipp: das "unbunte" Bild zeigt sich, wenn man rechts neben dem Bild steht. Gänzlich schwarz-weiß ist aber auch diese Ansicht nicht, die Farben des "zweiten" Bildes werfen ihren Schatten auf sie und lassen sie farbig schimmern.

Auch die monochromen Arbeiten von Manfred Jäger sind nur auf den ersten Blick "eintönig". Der 2009 verstorbene Künstler bemalte die Leinwand oder den Holzuntergrund mit mehreren Farbschichten, reduzierte die Schichten durch Abreibungen und trug neue Farbe auf. Bilder voller Strahlkraft sind das Resultat. Theo van Doesburg, der 1924 den Begriff der Konkreten Kunst einführte und ihn 1930 programmatisch manifestierte, hätte wohl auch seine Freude an der Ausstellung gehabt.

Die Ausstellung läuft bis zum 7. Oktober. Öffnungszeiten: Mittwoch 16 bis 20 Uhr, Samstag 14 bis 17 Uhr, Sonntag 12 bis 14 und 16 bis 18 Uhr.

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