Mit einer äußert spannenden Ausstellung beschließt die Brucker Künstlervereinigung das Jahr 2016. Die Jahresausstellung ist traditionell die bedeutendste und interessanteste Ausstellung der Mitglieder der Vereinigung, weil sie einen guten Überblick darüber gibt, wie es um die Kunstszene im Landkreis bestellt ist, was die Künstler bewegt und welchen Themen sie sich aktuell widmen. Und so lassen sich in der Ausstellung, die am Donnerstag in der Sparkasse eröffnet wird, einige bemerkenswerte Werke entdecken. Die Mitglieder waren aufgerufen, unter dem Motto "Variationen" jeweils zwei Werke zu zeigen, die sich einem Thema oder Motiv aus verschiedenen Blickwinkeln nähern.
Mit zwei großen Acrylgemälden von Claudia Hassel wird der Besucher auch direkt thematisch und atmosphärisch empfangen. Abstrakt und in kräftigen Rottönen entführt sie den Betrachter in den "Indian Summer", jene Zeit, die man in Deutschland als "Goldenen Herbst" bezeichnet, und in der die Natur auf dem amerikanischen Kontinent ihre schönsten Farben entfaltet, umspielt von einem einzigartig blauen Himmel. Dem gegenüber stellt Hassel einen ebenfalls abstrakten, satten und grünen Wald, wie man ihn überall in der Region finden kann. Im Vergleich zu den warmen Farben des Indian Summer wirkt er zwar umso kühler, dafür aber auch mysteriöser.
Gerhard Gerstberger spielt in seiner Skulptur mit Form und Farbe.
(Foto: Günther Reger)Provokativ und hoch politisch sind die beiden Werke von Friedo Niepmann. Bereits in einer früheren Ausstellung im Haus 10 hat er ein Gemälde präsentiert, das er anschließend mit Pfeil und Bogen durchlöchert hat. Während es damals noch ein harmloses Motiv war, hat er dieses Mal auf zwei Porträtzeichnungen geschossen: Wladimir Putin und Donald Trump, den er nicht namentlich nennt, sondern "Variation Oberbefehlshaber mit Pfeil und Bogen rhythmisiert". Niepmann reduziert den künftigen US-Präsidenten damit auf seine Rolle als Befehlshaber, von der noch unklar ist, wie er sie ausfüllen wird. Vorsorglich versucht der Künstler also, ihn zu "rhythmisieren", auf den richtigen Kurs zu bringen. Und natürlich schwingt in beiden Werken auch eine andere Ebene mit: Der bewaffnete Angriff auf zwei Staatsführer, von denen sich viele Demokraten bedroht fühlen. Ein Präventivangriff quasi.
Ebenfalls mit Donald Trump beschäftigt sich Kerstin Müller in ihren beiden digitalen Zeichnungen. Beide zeigen ein identisches Porträt Trumps, in Silber auf schwarzem Hintergrund. Das Gesicht grinst so stark, dass es fast wie eine Grimasse daherkommt. Auf beiden Bildern findet sich ein kurzer Schriftzug: "Das ist Trump" und "Das ist eine Lüge". Oder zusammengefasst: Dieser Trump, dieses selbstzufriedene Grinsen, all das ist eine Lüge. Starke Statements, die man sonst so von den lokalen Künstlern eher selten sieht. Und so geht es auch im Rest der Ausstellung eher harmonisch zu. Zu sehen sind viele Naturdarstellungen, abstrakte Skulpturen und atmosphärische Farbarbeiten. Herauszuheben sind allerdings noch die Werke "Frühlings-Zugvögel" und "Herbst-Zugvögel" von Constanze Reithmayr-Stark, beide aus diesem Jahr. Denn die zwei Bilder unterscheiden sich von den anderen Werken der Künstlerin. Bisher bestand ein Großteil ihrer Arbeiten aus Farbflächen mit Strukturen, deren Umrisse zwar an Tiere erinnerten, aber doch sehr abstrakt blieben. Die beiden Zugvögel-Bilder sind zwar von der Struktur her identisch, allerdings sind die Tiere, in diesem Fall die Vögel, erstmals konkret dargestellt, mit Gefieder, Schnäbeln, Gesichtern. Die Bilder verlieren so ihre sonst oft mitschwingende Bedrohlichkeit, gewinnen aber eine erfrischende Naivität.
Für jeden, der sich für die lokale Kunstszene interessiert, ist diese Ausstellung ein Pflichtbesucht.
Jahresausstellung der Künstlervereinigung unter dem Motto "Variationen", in der Brucker Sparkasse. Vernissage am Donnerstag, 8. Dezember, von 19 Uhr an. Danach bis zum 5. Januar zu sehen.