Kühne Pläne:Übungsstrecke für Autos ohne Fahrer

Nach einem Vorschlag der CSU-Fraktion soll sich Germering am Probebetrieb für das autonome Fahren beteiligen. Das wird bislang nur auf der Autobahn getestet, muss sich aber auch in der Stadt bewähren

Von Andreas Ostermeier, Germering

Die Vision vom autonomen Fahren fasziniert viele. Um sich über größere Distanzen fortbewegen zu können, benötigt man kein eigenes Auto mehr. Statt dessen gibt es viele selbstfahrende Fahrzeuge, die mit Hilfe eines Smartphones angefordert werden können und ihre Kunden zum gewünschten Ziel bringen - sozusagen Taxis ohne Fahrer. Auch in Germering hat die Vision künftiger Mobilität Anhänger. Vor allem seit Jürgen Biffar, Chef der Firma Docuware und des Wirtschaftsverbandes, das Thema in einer Rede beim Wirtschaftsempfang seinen Zuhörern präsentierte.

Albert Metz, CSU-Stadtrat, ist einer von denen, die das autonome Fahren eine "interessante Geschichte" finden. Er hat es jetzt zum politischen Thema gemacht. In einem Antrag schlägt er Germering als Testfeld für automatisiertes Fahren vor, die Vorstufe des Fahrens ohne Fahrer vor. Das wird bislang nur auf einem Stück der Autobahn A 9 ausprobiert. Abstand halten, Spuren wechseln, überholen, bremsen: Diese und weitere Fahrmanöver müssen von Computern fehlerfrei ausgeführt werden können, damit das autonome Fahren eines Tages Realität werden kann. Noch gibt es viele Fragen. Und selbst wenn die Technik das Fahren auf Autobahnen schafft, der Verkehr in Städten ist viel komplexer und unübersichtlicher. Dort gibt es Gegenverkehr, Radler und Fußgänger, vorfahrtsberechtigte Straßen und solche, auf denen Autos an Einmündungen oder Kreuzungen anhalten müssen.

Tests auf Autobahnen reichen deshalb nicht. Hier setzt Metz an. Eine Stadt wie Germering eignet sich nach Ansicht des Stadtrats gut, um das autonome Fahren auch in Ansiedlungen auszuprobieren. So liegt Germering in der Nähe von zwei Autobahnen (A 96 und A 99) sowie der Bundesstraße 2. Zusammen mit den Straßen im Stadtgebiet ergibt sich ein Mix aus ganz unterschiedlichen Straßenkategorien, auf denen sich erweisen kann, ob Computer durch die rasche Verarbeitung von Informationen einen menschlichen Fahrer ersetzen können.

Die Überlegungen von Metz sind keineswegs so utopisch, wie sie sich vielleicht anhören. Laut Auskunft aus dem Bundesverkehrsministerium in Berlin ist bereits vorgesehen, dass Ingolstadt als Testfeld fungieren soll. Minister Alexander Dobrindt (CSU) plane mit der oberbayerischen Stadt eine "konkrete Vereinbarung", heißt es. Auch Germering könne "entsprechende Projektideen einreichen", wird auf Anfrage mitgeteilt. Um diese zu prüfen und gegebenenfalls auch zu finanzieren, gibt es einen Förderfonds mit dem Namen "M-Fund". Er ist dafür eingerichtet worden, "digitale Innovationen im Bereich Mobilität" zu unterstützen.

Ein Förderfonds macht es auch Kommunen leichter, ihre Straßen für Fahrversuche der neuen Autos zur Verfügung zu stellen. Metz, der für dieses Projekt wirbt, schränkt selbst gleich ein, dass eine Umsetzung nur möglich sei, wenn das notwendige Geld nicht von der Stadt aufgebracht werden muss. Auch Germerings Oberbürgermeister Andreas Haas (CSU) betont, dass es neben weiteren Informationen, die die Stadt vor einem Beschluss erst einmal sammeln müsse, vor allem um die Fördermöglichkeiten gehe, wenn sich Germering entschließen solle, am Probebetrieb für das autonome Fahren teilzunehmen.

Metz treibt aber nicht nur das Interesse an der künftigen Mobilität zu seinem Antrag an. Er verspricht sich bei einem Zuschlag für Germering auch die Einrichtung modernster Informationstechnik im Stadtgebiet. Diese habe ganz allgemein einen großen Nutzen für das Gewerbe, sagt der Gewerbereferent Metz. Da ein Leitsystem für fahrerlose Autos in kürzester Zeit eine Menge Daten verarbeiten muss, wird für dessen Einrichtung ein hochleistungsfähiges Mobilfunknetz benötigt. An der Technik dafür wird bereits gearbeitet. Ziel ist es, dem Ereignis auf der Straße fast zeitgleich die Reaktion folgen zu lassen. Dieses Zeitintervall heißt Latenz. Sie soll unter einer Millisekunde liegen.

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