Kritik an Neuregelung:Ärger um Kunstpreis des Landkreises

Ausstellung Kunsthaus

Der Kunstpreis des Landkreises wird alle zwei Jahre vergeben, Kritik gibt es erwartungsgemäß fast immer. Bewerben können sich Künstler mit Bezug zum Landkreis.

(Foto: Günther Reger)

Ein ehemaliger Sieger wirft der Kulturreferentin Einflussnahme auf die Entscheidung der Jury vor, nachdem die Richtlinien geändert worden sind. Diese weist die Vorwürfe empört zurück. Auch andere Künstler sehen keinen Grund zur Aufregung

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Eine Verleihung des Landkreis-Kunstpreises ohne Aufreger wäre keine richtige Preisverleihung. Doch während es in den vergangenen Jahren eher nach der Verleihung die ein oder andere kritische Stimme gab, mal wegen der Zusammensetzung der Jury, dann wieder wegen des Preisträgers, kommt der Angriff heuer schon vorab. Denn noch ist gar nicht bekannt, wer den Preis gewinnt, die Verleihung findet erst am 13. Oktober statt. Vergeben wird er alle zwei Jahre, es gibt einen Hauptpreis, der mit 4000 Euro dotiert ist, und einen Förderpreis in Höhe von 2000 Euro. Zudem entscheidet die Jury, wer an der Kunstausstellung des Landkreises teilnimmt. Grund für den Streit ist eine Änderung in den "Richtlinien und Teilnahmebedingungen für die 18. Kunstausstellung mit Preisvergabe des Landkreises Fürstenfeldbruck", wie es korrekt heißt.

Bisher bestand die Jury aus drei Personen, deren Anforderungsprofil in den Richtlinien festgehalten ist, was auch weiterhin so geregelt ist. Neu ist in diesem Jahr allerdings folgender Satz: "Der Kulturreferentin bzw. dem Kulturreferenten des Landkreises Fürstenfeldbruck kommt eine beratende Funktion zu." Diese Änderung ist es, die den Künstler Hans Fuchs zu einem entrüsteten offenen Brief an das Landratsamt veranlasst hat. "Dies ist eine völlig unsaubere und unakzeptable Methode, durch Beratung der Jury auf diese Einfluss zu nehmen", schreibt Fuchs, der 1995 selbst den Preis gewonnen hat, in dem Brief, der der Redaktion vorliegt.

Ebenso entrüstet reagiert Kreiskulturreferentin Christina Claus, aber wegen Fuchs: "Das ist schon eine Frechheit. Ich war wirklich platt, als ich den Brief gelesen habe, weil einfach nichts davon stimmt." Die Änderung erklärt sie damit, dass aus dem Kreistag gefordert worden sei, dass sie Teil der Jury wird. "Das habe ich aber abgelehnt. Ich bin keine Expertin und die Entscheidung muss man Fachleuten überlassen", sagt Claus. Man habe sich aber darauf einigen können, dass künftig ein ehemaliger Preisträger einer der drei Juroren wird, auch das wurde in den Richtlinien ergänzt. In diesem Jahr ist es Guido Zingerl. Trotzdem habe es aus dem Ausschuss weiter die Forderung gegeben, dass auch jemand aus der Politik irgendwie in der Jury mitwirkt, weil es ja immerhin die Politik sei, die den Preis vergibt. "Ich habe dann gesagt o.k, ich bin sowieso seit Jahren dabei und stehe den Juroren zur Verfügung, wenn sie Fragen haben", so Claus. Somit sei lediglich die gängige Praxis schriftlich fixiert worden. "Ich käme nie auf die Idee, mich in die Entscheidung einzumischen."

Bei der Künstlervereinigung (KV), dem wohl wichtigsten Zusammenschluss im Landkreis, versteht man die Aufregung von Hans Fuchs nicht. Christine Helmerich ist es wichtig zu betonen, dass Fuchs zwar Mitglied der KV ist, aber mit seinem Brief nur für sich spricht. "Es geht uns nichts an, wie der Landkreis seine Jury zusammensetzt", sagt Helmerich. Und die Künstlerin Hilde Seyboth ergänzt: "Soweit ich weiß, macht Frau Claus das ja schon länger, und es ist auch normal, das in so einer Jury jemand von der politischen Seite dabei ist. Ich rege mich da nicht auf."

Fuchs dagegen befürchtet, dass die Jury "der nostalgischen Richtung anhängend und der epigonalen Kunstauffassung zugeneigt" sei. Das "erinnert mich an eine gewisse Gleichstellung". Als Indiz dafür nennt er, dass ein Mitglied der Königlich privilegierten Künstlergenossenschaft in der Jury sitzt. "Ich verstehe nicht, wie Herr Fuchs zu dieser Annahme kommt, er hat ja noch keines der Werke gesehen, die ausgestellt werden", kontert Claus.

Und so sieht Fuchs einen Bedeutungsverlust des Preises drohen, während man aus dem Landratsamt betont, dass die Auszeichnung nicht umsonst inzwischen so ein hohes Ansehen erfahre.

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