Kriminalität:Totschläger und Feuerteufel

Eine 65-jährige Frau aus Deisenhofen wird Opfer einer Gewalttat, und der mutmaßliche Täter wird gefasst. Noch ohne Fahndungserfolg ist die Polizei dagegen in elf Fällen von Brandstiftung an Autos

Von Gerhard Eisenkolb und Erich C. Setzwein, Maisach/Fürstenfeldbruck

Es ist ein Tötungsdelikt mit Vorwarnung, das Ende Mai im Maisacher Weiler Deisenhofen die Kriminalpolizei beschäftigt. Die Frau, die bei einer Gewalttat in einem Dachgeschosszimmer stirb, wusste nämlich schon seit annähernd einem halben Jahr, mit wem sie sich ein Zimmer teilt. Ihr Lebensgefährte war bereits wegen Totschlags und wegen Körperverletzung mit Todesfolge verurteilt worden und hatte zwanzig Jahre im Gefängnis und in Sicherheitsverwahrung verbracht.

Nach seiner Entlassung freundete sich der 67-jährige Münchner mit der zwei Jahre jüngeren Deisenhofenerin an und lebte mit ihr in häuslicher Gemeinschaft zusammen. Bei einer in solchen Fällen üblichen "Gefährdungsansprache" klärten Beamte der Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck das spätere Opfer zwar über die Vorgeschichte seines Partners auf, aber verlassen oder aus der Wohnung werfen wollte die Frau ihren Freund deshalb nicht. Die 65-Jährige hatte wohl trotzdem Angst. Sonst hätte sie sich nicht einer Nachbarin mit dem vagen Hinweis anvertraut, sie könnte eines gewaltsamen Todes sterben.

Kriminalität: An der Otl-Aicher-Straße in Bruck brennt am 22. August ein Fahrzeug aus. Es ist der bislang vorletzte Anschlag eines Serienbrandstifters.

An der Otl-Aicher-Straße in Bruck brennt am 22. August ein Fahrzeug aus. Es ist der bislang vorletzte Anschlag eines Serienbrandstifters.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Mehrere Tage nach der Tat gab der mutmaßliche Täter bei seinem Anwalt an, die Deisenhofenerin umgebracht zu haben. Polizeibeamte öffneten daraufhin gewaltsam das Zimmer in der Dachwohnung und fanden dort die Leiche der Mieterin. Aufgrund eines psychiatrischen Gutachtens war der geständige mutmaßliche Täter im August 2015 aus der Sicherheitsverwahrung entlassen worden. Die Kripo ermittelte gegen den Mann wegen Totschlags.

Auf Brandstiftung wird es wohl bei einem nach wie vor unbekannten Straftäter hinauslaufen, der Ende Juli und im August im Stadtgebiet Fürstenfeldbruck sowie einmal in Emmering insgesamt elf Mal Autos angezündet hatte. Insgesamt wurden aber 15 Pkw und ein Anhänger beschädigt. Der Sachschaden liegt bei circa 300 000 Euro. Das sind die nüchternen Zahlen, die die Polizei auf einem Fahndungsplakat veröffentlicht, nachdem Zeugen einen mutmaßlichen Täter beschrieben haben. Die Zeichnung eines jüngeren Mannes zwischen 20 und 35 Jahren, der eine auffällig lange Rastafrisur hat und dessen Aussehen an Beschreibungen in sozialen Medien kurz nach den ersten Brandstiftungen erinnert.

Am 24. Juli gegen 23.40 Uhr zündet der Unbekannte in der Fürstenfelder Straße in Fürstenfeldbruck ein Auto an, am 30. Juli kurz nach 23 Uhr eines in der Ganghoferstraße und eine halbe Stunde später in der St.-Bernhard-Straße. Der vierte Autobrand wird am 7. August in der Amperstraße registriert, aber erst nach einer Serie von drei Brandstiftungen am Wochenende vom 13./14.August in der Münchner Straße, Appianstraße und Fürstenfelder Straße spricht die Polizei von einer Serie von Brandstiftungen und bittet zum ersten Mal um Hinweise aus der Bevölkerung. Am 15. August brennt ein weiteres Auto aus. Diesmal wird der Brand um 0.40 Uhr auf dem Parkdeck am S-Bahnhof Fürstenfeldbruck entdeckt.

Tatort Deisenhofen

Im Dachgeschoss dieses Hauses im Maisacher Ortsteil Deisenhofen findet die Polizei die Leiche der 65 Jahre alten Bewohnerin.

(Foto: Günther Reger)

Es ist hauptsächlich eine Automarke und ein Typ, den sich der Unbekannte aussucht. Auch die Methode, wie er den Brand verursacht, scheint dieselbe zu sein, auch wenn die Polizei darüber nichts Näheres sagen will. Es folgen noch drei weitere Brandanschläge. Am 16., 22. und 31. August brennen noch einmal Fahrzeuge in Fürstenfeldbruck. Dann ist mit einem Mal Schluss, vielleicht auch, weil die Polizei den Fahndungsdruck erhöht hat und mit Beamten in Zivil unterwegs ist.

Anfang September gibt es womöglich neue Fälle. In der Ludwigsvorstadt in München legt ein Unbekannter an zwei Wohnmobilen auf ähnliche Weise Feuer wie in Fürstenfeldbruck.

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