Kriminalität:Spezialisiert auf Kupfer

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Trio aus Rumänien muss sich wegen mehrfachen Buntmetalldiebstahls verantworten

Von Christian Rost, Fürstenfeldbruck

Reihenweise verschwanden im Sommer 2015 im Landkreis Fürstenfeldbruck, im westlichen Landkreis Starnberg, aber auch Westufer des Ammersees Regenfallrohre, Dachrinnen, Blitzableiter und Dachbrüstungen von Gebäuden. Über Nacht rissen Kupferdiebe das wertvolle Material aus den Verankerungen, transportierten es ab und verscherbelten es weiter. Auf mehr als 20 000 Euro belief sich der Schaden, ehe im September vorigen Jahres die Polizei der Buntmetall-Bande auf die Fährte kam und vier mutmaßliche Diebe festnehmen konnte. Drei davon müssen sich seit diesem Montag am Landgericht München II verantworten.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Trio schweren Bandendiebstahl in 14 Fällen vor. Gegen das vierte mutmaßliche Mitglied läuft gesondert ein Verfahren. Die jetzt Angeklagten sind 22, 26 und 30 Jahre alt und stammen aus sehr einfachen Verhältnissen in Rumänien. Während die jungen Männer, die sich in Wörthsee eine Wohnung teilten, tagsüber als Hilfskräfte in einem Discounter, auf dem Bau oder in der Landwirtschaft im Landkreis arbeiteten, sollen sie laut Anklage nachts losgezogen sein, um sich auf kriminelle Art vor allem wertvolles Buntmetall zu besorgen. Der Kupferpreis bewegte sich damals bei 6000 US-Dollar je Tonne, das war sechsmal so viel wie noch im Jahr 2010.

Die Diebstahlserie begann am 28. Juni 2015 in Fürstenfeldbruck, als zwei Mitglieder der Bande über die Mauer einer Eisenverwertungs-Firma geklettert seien und dort 500 Kilogramm Kupferteile aus diversen Containern gefischt haben sollen. Der Wert des Materials belief sich auf rund 2000 Euro.

Hart traf es dann Anfang Juli 2015 die Weßlinger Schützen, als von ihrem Vereinsheim ein Kupferfallrohr und eine 50 Meter lange Dachbrüstung gestohlen wurden. Der Schaden lag bei rund 5000 Euro. Betroffen waren in der Folge auch der Andechser Wertstoffhof, der Abwasserzweckverband Ammersee, die Wasserversorgung Gilching, ein Gebäude der Bayernwerk AG in Dießen, die Wassergewinnung Vierseenland in Unering und der TSV Pentenried. Die Täter machten sich an Pumphäuschen, Brunnenanlagen und Lagerschuppen zu schaffen und nahmen alles mit, was nach Kupfer aussah. Auch Privatleute wurden geschädigt: Am Morgen des 3. September 2015 musste eine Hauseigentümerin in Wörthsee feststellen, dass an ihrem Gebäude eine 20 Meter lange Dachrinne fehlte. Die vermutlich selben Täter schlugen in jener Nacht auch beim TSV Pentenried zu, wo sie zwei Regenrohre erbeuteten, und an einem Umspannhäuschen der Stadtwerke Fürstenfeldbruck, wo ein Kupferrohr verschwand.

Die Bande soll es aber nicht nur auf Buntmetall abgesehen haben, sondern auch auf Maschinen. Jedenfalls schreibt ihr die Staatsanwaltschaft den Diebstahl von 14 Kettensägen in Söcking, Frieding, Seefeld und Gilching zu. Betroffen waren Unternehmen und landwirtschaftliche Betriebe.

Die Polizei kam der Bande auf die Spur, weil auffällig oft ein Golf im Bereich der Tatorte unterwegs war. Das Auto wurde daraufhin mit einem Peilsender ausgestattet und überwacht. Nach einem letzten Diebstahl aus eine Gerätehalle in Söcking wurden die Verdächtigen festgenommen. Der Prozess dauert an.

© SZ vom 28.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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