25 Kreise und 46 Kommunen:Standortmarketing für den Großraum

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Der Landkreis Fürstenfeldbruck ist in diesem Jahr Gastgeber für die Jahreskonferenz des Vereins Metropolregion München

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Landrat Thomas Karmasin (CSU) war damals skeptisch gewesen, als es vor neun Jahren darum ging, dem Verein Europäische Metropolregion München (EMM) beizutreten. Daran erinnert, gibt er zu, "eine hohe Skepsis gehabt" zu haben gegenüber Gremien, die oft lediglich überschaubare Ergebnisse hervorbrächten. Echte Ergebnisse für den Landkreis hat die Mitgliedschaft bislang nicht vorgelegt, das soll auch gar nicht ihre Aufgabe sein. "Wir haben wenig Autorität, was auf die Beine zu stellen", sagt ehrlicherweise ihr Geschäftsführer Wolfgang Wittmann. Der Verein EMM ist eher ein informelles Netzwerk, eingeführt zum besseren Standortmarketing einer Region, die über den Großraum München hinausgeht. Sie umfasst 25 Landkreise, sechs kreisfreie Städte und 40 Kommunen von Donau-Ries und Eichstätt im Norden über Augsburg im Westen, Dingolfing-Landau und Altötting im Osten und Garmisch-Partenkirchen im Süden. Der Landkreis Erding gehört nicht dazu, der Landkreis Neuburg ist wieder ausgetreten. Sechs Millionen Einwohner hat die Metropolregion München, sie ist eine von elf Metropolregionen in Deutschland. Der Name klingt großartig und das ist wahrscheinlich der größte Werbefaktor des Vereins. Mitglieder des Vereins sind neben den Kommunen auch Verbände, Industrie- und Handelskammer, Hochschulen, Unternehmen, auch die FC Bayern München AG. Zu seinem 500 000-Euro-Jahresbudget trägt der Landkreis Bruck 16 000 Euro bei.

"Interessenübergreifend" wolle man "Themen identifizieren und Personen zusammenbringen", sagt Wittmann. Ziel sei, die Metropolregion "einer ausgeglichenen Entwicklung zuzuführen". Dazu soll beispielsweise ein einheitlicher ÖPNV-Dachtarif beitragen, an dem seit drei Jahren getüftelt wird. Nicht mehr drei Tickets lösen, um erst in Augsburg mit dem Bus zum Bahnhof, dann mit dem Zug nach München und dort mit der S-Bahn zu fahren, sondern nur noch eines. Der ÖPNV, sagt Landrat Karmasin, "ist das Jahrhundertthema für die Region. Wir setzen extrem auf den ÖPNV, weil wir sonst untergehen. In München geht ja jetzt schon nichts mehr." Man würde sich wünschen, dass bei der Fahrt mit dem öffentlichen Personennahverkehr ganz einfach Ein- und Ausstieg erfasst und nach der gefahrenen Strecke abgerechnet würde, "aber uns wird immer erklärt, dass das technisch nicht machbar ist". Vielleicht müsse man irgendwann einmal über eine Anschlussgebühr an den ÖPNV wie beim Müll nachdenken, sagt Karmasin. Im jetzigen Zustand allerdings sei das nicht möglich. Viele Akteure sitzen bei den Verhandlungen am Tisch, der Verein EMM freilich ist nur moderierend dabei. Aus strittigen Themen wie etwa der Erweiterung des Münchner Flughafens hält er sich ohnehin raus. "Themen, die zu sehr polarisieren, sind nicht das Ziel", erklärt Geschäftsführer Wittmann.

Barbara Magg, Wirtschaftsförderin im Landkreis, lobt den EMM-Geschäftsführer dafür, dass Befürchtungen, von der Landeshauptstadt München vereinnahmt zu werden, nicht eingetreten seien. Dennoch denke München "in konzentrischen Kreisen nach außen", präzisiert Landrat Karmasin. Das werde auch bei den Tarifverhandlungen für den ÖPNV sichtbar. Auch der Verein Europäische Metropolregion wird von Münchnern dominiert: Vorsitzender ist Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter, sein Stellvertreter der Landrat des Landkreises München, Christoph Göbel. Immerhin finden die jährlichen Metropolkonferenzen an unterschiedlichen Orten statt, diesmal ist also Fürstenfeldbruck an der Reihe. Im Landratsamt sind sie so begeistert, dass sie gleich ein eigenes Pressegespräch angesetzt haben, um den Termin am 5. Juli, der im übrigen keine öffentliche Veranstaltung ist, zu verkünden. 250 Teilnehmer werden dazu im Kurfürstensaal in Kloster Fürstenfeld erwartet. Es geht in mehreren Referaten um Strategien für die Zusammenarbeit von Wirtschaft und Regionen in einer digitalisierten und vernetzten Welt. Davor zeigt der Landkreis, was er sonst noch hat: Die Besucher können den Betrieb von Coca Cola besichtigen, die BMW Driving Academy in Maisach besuchen oder eine Führung durch die Klosterkirche machen.

© SZ vom 22.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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