Kottgeisering:Windkraftgegner formieren sich

Als sechste Gemeinde im Landkreis hat nun auch Kottgeisering eine Bürgerinitiative, die die Planung des Landkreises kritisiert. Gegen diese wollen die Gruppen gemeinsam ankämpfen. Hauptkritikpunkt ist die ungerechte Verteilung

Von Manfred Amann

Die Planung zur Ausweisung von Vorrangflächen für Windräder im Landkreis Fürstenfeldbruck verliert immer mehr Rückhalt. Wie in Oberschweinbach, Hattenhofen, Aich, Puch und Grafrath bündelt nun auch in Kottgeisering eine Bürgerinitiative den Widerstand. Überdies haben sich Vertreter der Initiativen vorige Woche darauf verständigt, gemeinsam gegen die Gesamtplanung anzukämpfen. Vereinbart wurde, dass die Ortsgruppen nach Möglichkeit eine Art Positionspapier erarbeiten und an Landrat Thomas Karmasin (CSU) und die Kreisräte senden.

Die neue Kottgeiseringer Initiative namens Interessengemeinschaft (IG) Windkraft/Konzentrationsflächen mit Vernunft, will ihr Papier vor der heutigen Sitzung an alle Kreisräte verteilen. Der Oberschweinbacher Gemeinderat Peter Gittel (Bürgervereinigung Günzlhofen) hat bereits die für den Landkreis zuständigen Landes- und Bundespolitiker über die Unzufriedenheit mit der Planung informiert. Als Hauptargument wird angeführt, dass die Westgemeinden mit Windrädern vollgestellt werden sollen, während der Osten geschont wird. Dass sich die Gemeinden, die am stärksten belastet werden, noch nicht vom Landkreisprojekt verabschiedet haben, führt Gerald Kurz (CSU), der in Grafrath den Widerstand angekurbelt hat, darauf zurück, dass man nicht die Gemeinde sein wolle, die für das Scheitern verantwortlich ist. Letztlich aber auch deswegen, weil das für die Planung zuständige Büro Brugger und Bauamtsdirektorin Reinhilde Leitz bereit waren, Zugeständnisse zu machen. Die Gemeinden Mittelstetten und Hattenhofen haben den Vorschlag aufgegriffen, Strukturpläne zu erarbeiten und so mögliche Standortflächen zu verkleinern. Wenn die Strukturpläne aber nur dazu dienen sollten, Windräder weiter von den Wohnhäusern wegzurücken, könnte es Probleme geben, glaubt Rechtsanwalt Armin Brauns, der für die Gemeinde Oberschweinbach die Landkreispläne unter die Lupe nahm. Seiner Ansicht nach muss dem Strukturplan mittelfristig auch eine konkrete Planung folgen, wenn er nicht rechtlich anfechtbar sein soll.

Grafrath wurde zugesagt, die zwei südlichen Konzentrationsflächen aus der Planung zu nehmen. Und von der großen Potenzialfläche zwischen Oberschweinbach, Mammendorf, Hattenhofen und Mittelstetten wurde eine Teilfläche gestrichen, um den Bürgern die Angst vor einer Umzingelung zu nehmen. Diese Zugeständnisse, die die Ortspolitiker dazu bewogen, nicht vor der ersten öffentlichen Auslegung auszusteigen und so das Verfahren nicht zu gefährden, können die Planungsgegner aber offensichtlich nicht befrieden. Es geht im Kern um die möglichst gerechte Verteilung vorhandener Potenzialflächen.

Da dies bei der vom Planungsbüro gewählten Vorgehensweise aber nicht möglich ist, steht auch der ganze Planungsprozess in der Kritik. "Letztlich läuft es darauf hinaus, das Verfahren neu aufzurollen und dabei von Anfang an eine gerechtere Verteilung der Konzentrationsflächen auf den gesamten Landkreis im Blick zu haben", meint Maria Klotz von der Kottgeiseringer IG. Eine Vermutung, die der Gemeinderat Oberschweinbach indirekt in einer Stellungnahme zur Forderung erheben wird, nachdem Brauns das Vorgehen bei der Planung in Frage stellt. Er hält eine vorausgehende Artenschutzprüfung für unabdingbar und zweifelt daran, dass der Gerechtigkeitsgedanke bei der Planung eine große Rolle gespielt habe. Dass sich in Kottgeisering erst jetzt der Widerstand formiert, liegt laut Klotz daran, dass die Gemeinschaft Bürgerwind Kottgeisering sehr aktiv sei und mit der Vorplanung für drei Windräder im Norden des Ortes gut vorankomme. "Wir haben grundsätzlich nichts gegen Windräder in der Gegend, aber muss es direkt vor der Haustür sein", so die Gemeinderätin. Man müsse handeln, bevor es zu spät sei. Im Ort gebe es zwar etliche Zweifler, die die Windräder bereits verloren glauben, aber darauf wolle man sich nicht verlassen. Im Radius von 15 Kilometer um Kottgeisering befänden sich nach jetziger Planung geschätzt mehr als 800 Hektar Konzentrationsflächen, die Starnberger inklusive, sagt Klotz und äußert die Befürchtung, eines Tages von einem Windradwald umgeben zu sein.

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