Konzertreihe:Großer Klangraum

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Von andächtig-majestätisch bis experimentell - die Trombone Unit Hannover im Stadtsaal. (Foto: Günther Reger)

Trombone Unit Hannover im Stadtsaal

Von Klaus Mohr, Fürstenfeldbruck

Posaunen stehen bei den Blechbläsern oft ähnlich im Schatten der Trompeten wie die Bratschen im Vergleich zu den Geigen. Dabei gibt es Posaunen in unterschiedlichen Größen, so dass allein mit dieser Instrumentenfamilie ein großer Klangraum abgedeckt werden kann. Im Gegensatz zum strahlend-festlichen Klang der Trompeten ist bei den Posaunen immer der weiche, runde, ja oft feierlich-andächtige Klangcharakter kennzeichnend. Das gilt zumindest dann, wenn sie gut gespielt werden, was beim Konzert der "Trombone Unit Hannover", einem Ensemble aus acht Posaunisten, am Samstag beim Abend der Fürstenfelder Konzertreihe im Stadtsaal uneingeschränkt der Fall war.

Verbindendes Element der Ensemblemitglieder ist ihr gemeinsamer Lehrer an der Musikhochschule Hannover, Jonas Bylund. In der ersten Konzerthälfte standen ausschließlich Bearbeitungen von Werken aus dem 16. bis 20. Jahrhundert eines Mitglieds der Trombone Unit Hannover, Lars Karlin, auf dem Programm, nach der Pause erklangen drei zeitgenössische Originalkompositionen.

Die anlässlich der Olympischen Sommerspiele 1984 in Seoul vom Filmkomponisten John Williams geschriebene "Olympia Fanfare" eröffnete das Konzert. Williams orientierte sich an entsprechenden Vorbildern, beschränkte sich im Eingangsteil aber auf ganz wenige Klänge, die sehr sonor und homogen intoniert waren. Dissonanzen und Steigerungen folgten im Verlauf, und am Ende fühlte man sich ganz in der Filmmusik zu Hause.

Drei Motteten für vierstimmigen gemischten Chor a cappella von Anton Bruckner erklangen danach. Wer die Symphonien Bruckners kennt, weiß, wie konstitutiv der Blechbläsersatz dort ist, und wie kompakt er den Klang in Anlehnung an die Orgel dort konzipierte. Insofern überzeugte die Übertragung der Motetten auf die Posaunen vom Klangcharakter her, es ergab sich ein warm verschmelzender Höreindruck. Was die Dynamik anging, so wurde die Brucknersche Piano-Intensität allerdings um mehrere Stufen zu hoch angesetzt, was sehr schade war. Drei schwedische Songs, die anschließend zu hören waren, offenbarten alle einen sehnsuchtsvoll-melancholischen Charakter. Ein Solist führte in der Mitte im symphonischen Miteinander, in wunderbarer Legato-Führung gelangen eindrucksvolle Melodiebögen zu stimmiger Begleitung.

Den Konzertteil nach der Pause eröffnete das Stück "Olympia" des Schweizer Komponisten Daniel Schnyder. In Kombination aus fließender Melodik und effektvoller Rhythmik schlichen sich hier auch leicht jazzige Klänge ein, in die ab und zu Glissandi eingestreut waren. Ein experimentelles Stück, "Bolos" von Folke Rabe, folgte. Der Komponist weitete hier die klanglichen Möglichkeiten bis an die äußersten Grenzen, so dass der Hörer stets neugierig auf die nächste Klangaktion gespannt sein konnte. Dämpfer, Schwebungen und geräuschhafte Elemente bildeten wichtige Klangelemente. Wie ein Schaufenster verschiedener Epochen und Stile kam das letzte Stück des Programms, "Osteoplast" von Derek Bourgeois, beim Publikum an. Geschickt gingen hier Gesten, Klänge und Anleihen wie selbstverständlich auseinander hervor.

Dass musikalische Professionalität nicht automatisch mit einer überzeugenden Konzertmoderation einhergehen muss, bewies der Leiter der Trombone Unit Hannover, Frederic Belli: Er gab sich als unbedarfter Plauderer, der deutlich zu viel redete. Dabei ging er wie ein Tiger im Käfig auf der Bühne auf und ab, ohne den Blickkontakt zum Publikum zu suchen. Ihm fehlten stimmliche Präsenz und klare inhaltliche Botschaften, die über die Stichworte Glatze, Bauch und Nachwuchs hinausgingen.

Am Ende gab es viel Beifall für eine überzeugende musikalische Leistung sowie das Volkslied "Der Mond ist aufgegangen" in einer vielfältigen Bearbeitung als Zugabe.

© SZ vom 16.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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