Konzept für Windkraft:Angst vor Umzingelung

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Das landkreisweite Standortkonzept für Windräder droht zu scheitern. Insgesamt vier Westgemeinden lehnen inzwischen die Planungen ab. Sie sehen sich gegenüber dem Osten ungerecht behandelt

Von Manfred Amann

Die gemeinsame Suche der Landkreisgemeinden nach Konzentrationsflächen für Windräder droht endgültig zu scheitern. Nachdem Althegnenberg nicht mitmachte und Moorenweis ausstieg, überlegen auch Oberschweinbach und Hattenhofen auszuscheren. Zwei Drittel der Gemeinderäte von Oberschweinbach haben am Montag den Entwurf des Landkreisplanes für Windrad-Standorte abgelehnt.

Oberschweinbachs Bürgermeister Bernhard Schulze (Mitte) hat selbst ein Windrad. Den landkreisweiten Planungen für Standorte entzieht sich seine Gemeinde aber. (Foto: Günther Reger)

Der endgültiger Ausstieg ist damit zwar noch nicht besiegelt, gilt aber als wahrscheinlich. Ähnlich ist die Situation in Hattenhofen. Dort gab es bei der Abstimmung ein Patt, was eine Ablehnung bedeutet. In beiden Kommunen wird befürchtet, dass ihr Gebiet mit Windrädern zugestellt wird, während andere ungeschoren davon kommen. Am Montag, 29. Juli, wird in Oberschweinbach die endgültige Entscheidung fallen, am Dienstag, 30. Juli, in Hattenhofen.

Stimmen dann beide Gemeinden für einen Ausstieg, bedeutet dies mit großer Wahrscheinlichkeit das Aus für die Gesamtplanung, weil zwei große Flächen für Windparks herausfallen. Zumindest müsste der gesamte Plan, der nach dem Ausstieg von Moorenweis schon aufwendig umgekrempelt werden musste, erneut neu konzipiert werden, um überhaupt genügend Konzentrationsflächen zusammenzubringen.

Kreisbaudirektorin Reinhilde Leitz war in Oberschweinbach die Enttäuschung deutlich anzumerken. Mit Engelszungen hatte sie zusammen mit dem Planer Hans Brugger und Landschaftsarchitektin Julia Gotzler über zwei Stunden lang versucht aufzuzeigen, dass die Planung keine Nachteile bringen würde, sondern dazu beitrage, dass die Gemeinde eben nicht von Windrädern eingekreist werde. Aber genau diese Befürchtung war letztlich ausschlaggebend.

"Wir haben in einer Entfernung von vier bis 4,5 Kilometer rund um den Ort sechs geeignete Flächen und in den Ostgemeinden gibt es gar keine", argumentierte Lutz Rosenbaum von der Bürgervereinigung Günzlhofen. Und je mehr diskutiert wurde, desto häufiger fiel auch das Wort Ungerechtigkeit. "Ich denke die Verteilung der Standorte auf den Landkreis wäre gerechter, wenn man gar nichts planen würde", sagte Rosenbaum und fand Zustimmung. Mit der Ausweisung von Flächen würden nur wenige Gemeinden belastet, während die übrigen uneingeschränkt ihre Ortsentwicklung planen könnten.

Wenn Oberschweinbach einen Ortsentwicklungsplan vorlegen würde, könnte man den noch berücksichtigen, bot Leitz an. Doch an der negativen Einstellung der Mehrheit änderte das ebenso wenig wie der Vorschlag, im Rahmen des Verfahrens wenigstens die Meinung der Bürger anzuhören. Man habe Vögel, Tiere und Natur bei der Planung berücksichtigt, aber nicht den Menschen, warf Konrad Huber (BV Günzelhofen) ein.

Auch andere konnten sich nicht vorstellen, dass es im Landkreisosten keine Standorte geben sollte. Es wurde der Verdacht geäußert, dass der Osten zu Lasten der Westgemeinden wieder einmal geschont würde. Laut Leitz gibt es in Germering und Olching je eine kleine geeignete Fläche. Aufgrund der dichten Besiedelung und der Abstände sei aber "nicht mehr drin - nicht Mal ein Hektar". "Uns wäre auch wohler, wenn die Konzentrationsflächen besser verteilt wären", beteuerte Brugger. "Man hat aus dem Beispiel Moorenweis wohl nichts gelernt", befand indes Johannes Heitler (DG/CSU).

Ein Gemeinderat glaubte, man könne nur zwischen Pest und Cholera wählen. Es wurden Befürchtungen laut, dass Oberschweinbach einmal von 15 oder 20 Windrädern umgeben sein könnte und die Baulandpreise um 30 Prozent zurückgingen. Man müsste nur die zehn Hektar Mindestgröße von Konzentrationsflächen aufheben, dann käme für den Osten schon mehr raus, hieß es, woraufhin Leitz verdeutlichte, dass wieder Flächen mit in die Planung aufgenommen würden, die man in Richtung Nannhofen rausgenommen habe, um eine Umzingelung zu vermeiden.

Immer wieder warnte sie davor, die gemeinsame Planung zu verlassen, weil dann die Privilegierung greife. Die Gefahr, dass Windräder nahe heranrückten, sei dann viel größer. Das Risiko will man in Kauf nehmen. Die Gefahr, Windräder nahe an den Ort gesetzt zu bekommen, sei ohnehin gering, sagte Norbert Riepl (DG/CSU), weil das letzte Wort immer noch der Grundeigentümer habe. Letztlich sei dies aber eine Frage des Preises, den der Investor zu zahlen bereit ist, warnte Bürgermeister Bernhard Schulze (BV Günzlhofen).

© SZ vom 24.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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