Konversion:Blindgängern auf der Spur

Die Vorarbeiten für die Maisacher Umgehungsstraße haben begonnen. Zu ihnen gehört die Beseitigung von Kampfmitteln, die auf dem ehemaligen militärischen Gelände unter der Erde liegen. Eine Evakuierung schließen die Experten bisher aus

Von Ariane Lindenbach, Maisach

Weitgehend unbemerkt von der Bevölkerung wird der südliche Teil des früheren Militärflughafens zwischen Fürstenfeldbruck und Maisach Stück für Stück von seiner Vergangenheit befreit. Ziel ist die gefahrlose zivile Nutzung des Geländes am Südrand des Fliegerhorstes. Dort soll bekanntlich unter anderem eine Umgehungsstraße für Maisach sowie ein Areal für den Trabrennsport entstehen. Damit einmal Autos über den ehemaligen Taxiway fahren können, ist es zunächst notwendig, das Areal von etwaigen Kampfmitteln zu befreien, die noch unter der Erde lagern. Das, was Fachleute auch als Kampfmittelbeseitigung bezeichnen, geschieht seit Mitte der Woche.

Maisach: Kampfmittelbeseitigung Fliegerhorst

Aufbruch: Mit schwerem Gerät werden asphaltierte Flächen auf dem Fliegerhorst aufgefräst und beseitigt.

(Foto: Johannes Simon)

Wie Bauamtsleiterin Michaela Meinhold in der jüngsten Sitzung des Gemeinderat erläuterte, hat die Firma EMC Kampfmittelbeseitigungs GmbH in den vergangenen zwei, drei Wochen den Untergrund mittels Sonden untersucht; die Firma aus Langenpreising im Landkreis Erding war auf dem Areal bereits für den Grundeigentümer, die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben Bima sowie für BMW tätig.

Das aktuelle Ergebnis ist eindeutig: "Es gibt sehr viele große Funde", allerdings könne man zum jetzigen Zeitpunkt noch überhaupt nicht einschätzen, was genau sich dort unter der Erde befinde, unterstrich Meinhold. Die Sondenuntersuchungen würden lediglich belegen, dass an manchen Stellen explosives Material unter der Erde liegt. Und sie würden in etwa die Größe des Funde sowie seine genaue Position abbilden. Man könne aus den Untersuchungsergebnissen aber nicht schließen, was genau dort vergraben sei. "Man weiß nicht, was da drinnen ist", betonte sie, es könnte sich um eine Bombe handeln, genausogut "könnte es auch Schrottmaterial sein". Die Fachleute von EMC würden aber nicht davon ausgehen, dass sämtliche als kritisch definierten, unter der Erde gelegenen Stellen auf mutmaßliche Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg hinweisen würden, sagte Meinhold.

Maisach: Kampfmittelbeseitigung Fliegerhorst

Harmlos wirken die blauen Fähnchen, die mögliche Bomben-Fundstellen markieren.

(Foto: Johannes Simon)

Laut der Bauamtsleiterin haben die Experten nun etwa zwei Wochen lang die kritischen Fundstellen ausfindig gemacht. Seit Mitte der Woche wird zunächst der östliche, dann der westliche Bereich von Kampfmitteln befreit. Hierfür tragen Bagger das schwere Erdreich ab. Ist die Fundstelle freigelegt, untersuchen speziell geschulte Experten, um welche Art von Kampfmittel es sich handelt. Erst wenn die Analyse beendet ist, wird entschieden, auf welche Art der explosive Fund unschädlich gemacht wird. Das kann ebenso durch Entschärfen wie auch durch kontrolliertes Sprengen erfolgen. "Ein Archäologe ist auch mit dabei", sagte Meinhold. Der gesamte nicht befestigte Grund werde noch auf historische Funde hin untersucht.

Maisach: Kampfmittelbeseitigung Fliegerhorst

Ein Spezialbohrer sprengt die Teerdecke auf.

(Foto: Johannes Simon)

Eine Evakuierung der Bevölkerung in Maisach oder Gernlinden ist nach dem derzeitigen Kenntnisstand der Bauamtsleiterin übrigens nicht notwendig. Allerdings kann sich auch dieser Hinweis schnell verändern, je nachdem, was die Fachleute unter der Erde finden. Und es gibt auch noch ein Problem mit der Fauna: Die Südumfahrung sowie einige Bereiche des früheren Flughafens, die unter Naturschutz stehen, werden im Zuge der Umwandlung des Areals sukzessive eingezäunt. Für Vögel oder kleinere Tiere wie Mäuse oder Eidechsen ist das kaum ein Problem. Aber für die vielen Rehe, die sich dort im Laufe der Jahrzehnte angesiedelt haben, wird der Raum allmählich zu eng. "Die müssten laut Landratsamt alle in den südlichen Bereich getrieben werden", erklärte Meinhold. Aber nach einem konkreten Plan klang das noch nicht. Ein anderes Thema sprach Norman Dombo (SPD) an. Er wohnt unweit des Taxiways und hat morgens bereits gegen sieben Uhr den Lärm von Abbrucharbeiten gehört. Meinhold zufolge dürften das die Bagger des Bauunternehmers Karl sein; der habe mit den vorbereitenden Arbeiten für die Trabrennbahn begonnen, also mit dem Abtragen asphaltierter Stellen. Aber das müsste nach Meinholds Einschätzung bald vorbei sein.

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