Konversion:Ärger über Fliegerhorst-Pläne

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Auch Emmering will bauen: Auf den Grundstücken am und im Fliegerhorst, die zur Gemeinde Emmering gehören, möchte der Gemeinderat Platz schaffen für ein neues Gewerbegebiet. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Gemeinde Emmering wirft der Kreisstadt vor, die künftige Nutzung des Luftwaffengeländes ohne Absprache mit den Nachbargemeinden voranzutreiben und droht mit dem Gang vor Gericht

Von Manfred Amann, Emmering

Mit Protest und Verärgerung reagieren Emmerings Gemeinderäte auf die Planungen der Stadt Fürstenfeldbruck für den Fliegerhorst. Dem großen Nachbarn drohen die Lokalpolitiker auch mit dem Kadi, sollten die Belange Emmerings nicht ausreichend berücksichtigt werden. Anlass für die Verärgerung ist der Entwurf zur Änderung des Flächennutzungsplanes "Fliegerhorst", aus dem zu ersehen ist, was mit der etwa sieben Hektar großen Fläche passieren soll, wenn die Luftwaffe weggeht. Emmering ist mit der Kritik nicht allein, auch Maisach hat die Vorgehensweise der Kreisstadt bereits gerügt. Beide Gemeinden haben ebenfalls Flächen auf dem Fliegerhorst.

Statt mit den Nachbargemeinden zu beraten, habe Bruck bereits eine komplette Planung erarbeitet, sagte Bürgermeister Michael Schanderl (FW). Gar nicht verstehen kann er, dass bereits jetzt ein Planungswettbewerb anlaufen soll. Schanderl beklagte auch, dass sich die Gemeinde den Planungsentwurf selbst habe besorgen müssen, nachdem man erfahren habe, dass das Anhörungsverfahren bereits angelaufen sei. "Angeblich waren wir im Verteiler, haben aber nichts bekommen. Wer weiß, wo die Unterlagen verschwunden sind", sagte Schanderl mit zweifelndem Unterton. "Es ist so, wie stets befürchtet. Die Stadt macht, was sie will, ohne Rücksicht auf die Nachbarn", schimpfte CSU-Sprecher Edmund Oswald. Beatrix Obst warf den Bruckern Doppelzüngigkeit vor. Kürzlich habe man bei Diskussionen über die räumliche Entwicklungsstrategie für den Landkreis gemeinsam die Bedeutung der Zusammenarbeit der Kommunen propagiert und vereinbart, bei Planungen über den Tellerrand zu schauen. "Wie Bruck bei diesem Großprojekt vorgeht, ist das krasse Gegenteil", befand die Sprecherin der Freien Wähler. Sie fordert, Emmering ins Planungsverfahren einzubinden. Karl Ring (SPD) sprach von einem "Schildbürgerstreich", den man nicht hinnehmen dürfe.

Der Protest richtet sich in erster Linie dagegen, dass in der Brucker Planung Emmerings Sorgen und Bedenken "nur rudimentär" berücksichtigt werden. Der Gemeinderat schloss sich daher Oswalds Anregung an, die Stellungnahme "knallhart" mit dem Satz einzuleiten: "Die Gemeinde Emmering lehnt den Planungsentwurf entschieden ab." Bürgermeister Schanderl bemängelt besonders, dass die Kreisstadt südlich der geplanten Haupterschließungsstraße "gemischte Bauflächen", also Wohnen und Gewerbe, festlegen wolle. Dadurch würden Entwicklungsmöglichkeiten für Emmering eingeschränkt, sagte Schanderl. Emmering habe südlich dieses Bereiches schon seit Jahren Flächen fest für die Ansiedlung von Gewerbe reserviert und die Planung mit Rücksicht auf die anstehende Konversion des Flugplatzgeländes nicht umgesetzt. Aufgrund der Nähe zu den von Fürstenfeldbruck geplanten Wohnbauten sei zu befürchten, dass bestimmte Gewerbe wegen ihrer Lärm- und Geruchsemissionen nicht mehr zugelassen werden könnten. Durch die Vorfestlegung der Stadt werde Emmerings Planungshoheit eingeschränkt.

Weiter heißt es aus Emmering, dass sich Bruck zu wenige Gedanken über den entstehenden Verkehr mache. Gemäß der städtischen Planung sollen auf dem Konversionsgelände Wohnungen für bis zu 5000 Menschen sowie bis zu 4000 Arbeitsplätze entstehen. Dass im Entwurf lediglich davon die Rede ist, den neuen Stadtteil über eine Hauptachse und über eine MVV-Anbindung anbinden zu wollen, reicht den Emmeringern nicht. Die Gemeinde verlangt, die Bewältigung des zu erwartenden Individualverkehrs zu einer Kernfrage der Planung zu machen, da Emmering von dem zusätzlichen Verkehrsaufkommen stark betroffen sein werde. "Lösungsansätze für die Verkehrsbewältigung gehören zu einer vernünftigen Planung", sagte der Emmeringer Bürgermeister.

Da Fürstenfeldbruck überlegt, für eine neue Amperbrücke in der Innenstadt eine Tonnagebeschränkung einzuführen, sei nicht auszuschließen, dass auch ein Großteil des Schwerlastverkehrs über die Kreisstraße FFB 17 durch Emmering fließt. Emmering will daher, dass die Stadt auf einen raschen vierspurigen Ausbau der B 471 dringt und beim Straßenbauamt eine zusätzliche Anbindung des künftigen Stadtteils zwischen den Anschlussstellen Fürstenfeldbruck-Ost/Emmering und Olching/Esting beantragt. Ferner möchte Emmering Klarheit darüber bekommen, welche Nutzung im Bereich des ehemaligen Offizierscasinos geplant ist, der im Entwurf nur als Grünfläche ausgewiesen ist.

© SZ vom 27.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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