Kontakte knüpfen:Gewählte Verwandtschaft

Kontakte knüpfen: Selbst gewählte Familienidylle: (von links) Laurenz, Frauke Hannusch, Wunschoma Ingeborg Creutzmann mit Ellie sowie Daniela Paunert, Leiterin vom Haus der Begegnung.

Selbst gewählte Familienidylle: (von links) Laurenz, Frauke Hannusch, Wunschoma Ingeborg Creutzmann mit Ellie sowie Daniela Paunert, Leiterin vom Haus der Begegnung.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Das Projekt "Wunschomas und Wunschopas für Olchinger Familien" will verschiedene Generationen zusammen bringen. Davon können alle profitieren, wie die erste Pilotfamilie zeigt. Am Samstag stellen sie sich vor

Von Ariane Lindenbach, Olching

Die Chemie stimmt. Um das zu sehen, braucht man kein Psychologiestudium: Ellie, fast drei, und ihr Bruder Laurenz, fünfeinhalb, fühlen sich sichtlich wohl bei ihrer neuen "Oma" Ingeborg. Und ihre Mutter Frauke Hannusch freut sich, dass sie ihren Kindern regelmäßig den Kontakt zu einer Bezugsperson aus einer anderen Generation ermöglichen kann. Selbstverständlich freut sich auch Ingeborg über die plötzlich dazu gewonnenen Enkel. So hat sie Kontakt zu Kindern und geht, wenn sie mit den Kleinen zusammen ist, mit ganz anderen Augen durch die Welt. Ein weiterer positiver Nebeneffekt dieses Arrangements ist natürlich, dass die Kinder betreut werden und die Eltern einmal Zeit haben, sich um andere Dinge zu kümmern. Allerdings, betont Daniela Paunert, die das Haus der Begegnung in Olching leitet und nun mit Ingeborg Creutzmann das Projekt "Wunschomas und Wunschopas für Olchinger Familien" ins Leben ruft, allerdings solle der Kontakt zwischen Familien mit Kindern und Älteren auf keinen Fall als kostenloser Babysitterservice missverstanden werden.

Die vier, die eigentlich in großer Runde sechs sind, weil ja dann auch noch die Ehemänner von Ingeborg und Frauke dazu gehören, kennen sich seit Juli. Inzwischen geben sie ein sehr vertrautes Bild ab, wie sie da gemeinsam am Tisch sitzen, Frauke und Ingeborg, mit Laurenz und Ellie auf ihren Schößen. Sie werden auch an diesem Samstag zusammen auftreten, wenn sie von 15 Uhr an im Haus der Begegnung von ihrem Arrangement erzählen und das Projekt "Wunschomas und Wunschopas" vorstellen. Wie die drei Generationen so dasitzen in trauter Runde sind sie durchaus überzeugende Werbeträger.

Die Entstehungsgeschichte des Projekts ist zugleich die Geschichte, wie Ingeborg Creutzmann und Frauke Hannusch sich gefunden haben. Die 66 Jahre alte Creutzmann, die unter anderem die Lesepaten beim Schub-Verein leitet, hatte vor etwa einem Jahr die Idee, in Olching eine generationenübergreifende Kontaktbörse ins Leben zu rufen. "Ich kam mit der Idee hierher und Frau Paunert hat mich mit offenen Armen aufgenommen", erzählt Creutzmann, deren eigener Sohn in Hamburg lebt - noch ohne Kinder. Die Frauen besprachen bei einigen Treffen, wie man so ein Arrangement zwischen Familien und Älteren umsetzen könnte. Zur gleichen Zeit bedauerte Frauke Hannusch, dass die eigene Verwandtschaft zu weit entfernt lebt, um in Ellies und Laurenz' Alltag als Großeltern eine Rolle zu spielen. Und natürlich ging es auch um Engpässe bei der Betreuung - bei zwei berufstätigen Eltern wird es manchmal schwierig, wenn einer oft auf Geschäftsreisen ist. Jedenfalls hängte die damals 38 Jahre alte Hannusch einen Zettel in der Bücherei auf, "Leihoma gesucht". Creutzmann las ihn und meldete sich.

Ursprünglich sei es ihr vor allen Dingen darum gegangen, zu erfahren, in welcher Form sich Hannusch das Arrangement vorstellte, damit sie es als Vorlage für ihr geplantes Projekt verwenden könne, erinnert sich die 66-Jährige. Aber es dauerte nicht lange, da bemerkten die beiden Frauen, wie sympathisch sie sich waren. Und natürlich mochten auch die Kinder Oma Ingeborg von Anfang an. Vermutlich beruhte das auf Gegenseitigkeit. Denn letztlich vereinbarten Creutzmann und Hannusch miteinander, sich als Wunschoma und Wunschfamilie anzuerkennen. Es gab eine Eingewöhnungszeit wie in Kitas üblich, damit sich die Kinder erst einmal an die neue Oma gewöhnen können. Doch das ist längst Geschichte. "Ingeborg und Uli sind fest bei uns im Haus integriert", sagt Frauke Hannusch, "und wenn es mal zu lange dauert, dass wir uns wieder sehen, dann wird auch gemaunzt." Zehn Tage ohne die Wunschoma sei den Kindern inzwischen entschieden zu lang.

Im Fall von Creutzmann - Hannusch haben sich feste Gewohnheiten etabliert. Oma Ingeborg holt Ellie und Laurenz oft vom Kindergarten ab. Dann gehen sie zusammen nach Hause, kochen oder backen oder gehen mal ins Kino. Viele Kontakte entstünden auch spontan, wenn es gerade passe, berichtet Hannusch. "Ich finde es geht über ein normales Verhältnis hinaus", oft versuche man "in großer Runde", also zu sechst, etwas zu unternehmen strahlt sie die Wunschoma an. "Und was auch ganz wichtig ist, die Hilfe ist gegenseitig", unterstreicht die 39-Jährige. Wenn also die Kinder selbständiger und die Creutzmanns mehr auf Hilfe angewiesen sind, können sie auf Unterstützung hoffen.

Solche Vereinbarungen können ganz individuell getroffen werden, betont Paunert. Als Haus der Begegnung wolle man für das Projekt nur einen Rahmen bieten und Unterstützung durch diverse Schulungen anbieten; ferner ist einmal monatlich ein Frühstück für die Wunschomas und -opas zum Erfahrungsaustausch geplant.

Infonachmittag zum Projekt am Samstag, 24. Februar, 15 Uhr, Haus der Begegnung, Olching

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