Kommunalwahl:Wahlkrimi in Gröbenzell

Schäfer (UWG) liegt 19 Stimmen vor Ritter (SPD) und geht damit mit Breitenfellner (CSU) in die Stichwahl

Von Gerhard Eisenkolb

Ein Wort fällt am Sonntagabend immer wieder, wenn Parteianhänger oder politisch Interessierte im Gröbenzeller Rathaus die einlaufenden Ergebnisse der 25 Stimmbezirke kommentieren: verrückt. Was die Beobachter erleben, was vielen die Stimme verschlägt und was vor allem Florian Ritter (SPD), der als einziger Bürgermeisterkandidat im Sitzungssaal von 18 Uhr an bis zur Bekanntgabe des vorläufigen Endergebnisses um 19.30 Uhr das Auf und Ab mit durchleidet, ist wirklich verrückt. Ritter und der UWG-Kandidat Martin Schäfer liefern sich eineinhalb Stunden lang ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Einmal liegt Schäfer knapp vor Ritter, ein anderes Mal hat der SPD-Bewerber die Nase ebenso knapp vorn. Und jedes neue Ergebnis kann die Wende bringen. Erst der 25. Stimmbezirk bringt in dem Wimpernschlag-Halbfinale der Beiden Klarheit. Am Ende liegt der UWG-Bewerber 19 Stimmen vor dem enttäuschten SPD-Kandidaten. Schäfer kommt auf 23,14 Prozent, Ritter auf 22,95. Thomas Breitenfeller muss dagegen keinen Augenblick zittern. Sein Ergebnis bleibt den ganzen Abend lang relativ konstant. Am Ende hat er 33,61 Prozent der Stimmen. Gemeinderatskandidaten sprechen von einer Watschen für die CSU. Landrat Thomas Karmasin (CSU) fährt in Gröbenzell 48,6 Prozent der Stimmen ein, das sind stattliche 15 Prozentpunkte mehr als Breitenfellner.

SPD-Gemeinderat Peter Falk gibt angesichts des hauchdünnen Vorsprungs von Schäfer die Hoffnung noch nicht ganz auf. Er sagt, er nehme an, die Kommunalaufsicht des Landratsamtes lasse wegen des knappen Ergebnisses noch mal nachzählen, sofern das der Gemeindewahlleiter nicht selbst anordne. "Das ist nur die Schnellmeldung", meint Falk optimistisch. Der Wahlleiter der Gemeinde, Bürgermeister Dieter Rubenbauer (CSU), sieht jedoch keinen Anlass, die 9802 Stimmzettel - die Wahlbeteiligung liegt bei 61,22 Prozent - noch einmal nachzählen zu lassen. "19 Stimmen sind kein knappes Ergebnis", sagt er. Und Rubenbauer verweist darauf, dass in jedem der 25 Stimmbezirke ja bereits doppelt ausgezählt worden sei.

Als der Sieger des Abends, Thomas Breitenfellner, endlich den Sitzungssaal betritt, steht das Ergebnis längst fest. Weshalb Wartende schon witzeln, der CSU-Spitzenkandidat komme erst, wenn wirklich fest stehe, dass er die Stichwahl geschafft habe. Zuerst nimmt der Christsoziale Glückwünsche entgegen, dann stellt er optimistisch fest: "Wir sind von Zuversicht geprägt." Breitenfellner spricht von einem erfreulichen Zwischenergebnis, das er mit einem Hinweis allerdings relativiert. Mit den Worten, "mir war bewusst, dass das ein anderer Wahlkampf wird", spielt er auf die parteiinternen Auseinandersetzungen um die Amtsführung von Rubenbauer an. Kritiker aus der CSU hatten ihren Bürgermeister dazu gebracht, auf eine dritte Kandidatur zu verzichten. Zu Wahlempfehlungen merkt Breitenfellner nur an, entscheidend sei, was die Bürger wollten. Und der CSU-Politiker vergleicht den Wahlkampf mit einem Fußballspiel: "Man nimmt im Finale den, der kommt."

Wer dem zweiten Sieger des Wahlabends gratulieren will, muss sich vom Rathaus aus auf den Weg in das nahe gelegene Lokal "Hexe" machen. Dort lässt sich Martin Schäfer von den Besuchern, von denen viele auch seine Unterstützer sind, feiern. Man stößt mit Sekt an. In dem abgedunkelten Raum wirft zudem ein Beamer das Endergebnis auf eine Wand. Viele, die zuvor den Wahlkrimi im Rathaus miterlebten, plaudern nun in lockerer Atmosphäre. Unter ihnen auch die begeisterte Schauspielerin Monika Baumgartner. "Es bewegt sich was in Gröbenzell", lautet die Begründung der Göbenzellerin für ihre Begeisterung. Sie finde es immer toll, wenn sich etwas bewege oder ändere. Und das sei nun in ihrer Gemeinde der Fall. Der Gastgeber der Wahlparty, Martin Schäfer, genießt seinen Erfolg still, wortkarg und vor allem völlig entspannt. Während seine Mitbewerber am Sonntagabend einen dunklen Anzug oder zumindest ein Jackett tragen, begnügt sich Schäfer mit einem T-Shirt, das mit einem Bären bedruckt ist. Irgendwie passt das. Schäfer wirkt wie ein zufriedener Brummbär. Nach einer Stellungnahme zu seinem Ergebnis befragt, winkt Schäfer ab. Er sagt, er wolle sich erst am Montag äußern. Andere sind nicht so zugeknöpft. Sie sehen in dem UWG-Kandidaten bereits den nächsten Gröbenzeller Bürgermeister. Viele rechnen nämlich damit, dass nun alle anderen Gruppierungen gegen die CSU zusammenhalten könnten. Und es wird sogar von Grünen Gemeinderatskandidaten berichtet, die schon vor der Stichwahl für Schäfer geworben haben sollen. Eine Wahlempfehlung will allerdings noch niemand abgeben. Vertreter von SPD und Grünen sehen noch Diskussionsbedarf.

Am Anfang lag Daniel Holmer (Grüne) noch mit Schäfer und Ritter gleichauf. Im Laufe der Auszählung verliert er immer mehr. Am Ende muss er sich sichtlich enttäuscht mit 16,5 Prozent begnügen. "Es ist ärgerlich", sagt Holmer und verweist darauf, dass viele den Grünen nicht zugetraut hätten, in die Stichwahl zu kommen. FW-Kandidat Stefan Weinberger gibt sich angesichts von 3,8 Prozent "realistisch". Für eine Persönlichkeitswahl sei er zu unbekannt gewesen, gibt er zu. Weinberger hofft nun auf einen Platz im Gemeinderat.

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