Kommunalwahl in ... (9):Mammendorf als Gegenpol zur Kreisstadt

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Die Gemeinde hat zwar nur 4800 Einwohner, muss aber für die umliegenden Orte Aufgaben übernehmen. Das wird auch die Politik von Johann Thurners Nachfolger als Bürgermeister prägen.

Von Manfred Amann

Im Westen des Landkreises kommt der Gemeinde Mammendorf eine besondere Bedeutung zu. Der größten von acht Kommunen, die zur Verwaltungsgemeinschaft Mammendorf gehören, fällt die Aufgabe zu, Geschäften oder Arztpraxen Platz zu bieten, die nicht nur die Mammendorfer Einwohnerschaft, sondern auch die der umliegenden Orte versorgen sollen.

Der kleine Kreisverkehr an der Kreuzung Bahnhofstraße und Aumüllerstraße. (Foto: Günther Reger)

Dies bedeutet in gewisser Weise, eine Art Gegenpol zu der nur acht Kilometer entfernten Kreisstadt zu bilden, die mit einer umfassenderen Angebotsvielfalt nicht nur Kaufkraft abzieht, sondern wie die Landeshauptstadt München auch einen wachsenden Pendlerstrom auslöst. Dadurch besteht die Gefahr, zu einem Schlafort zu werden. Gleichzeitig möchte der Ort aber nicht gänzlich in den Entwicklungssog der Region geraten, um seine ländliche Struktur und seine dörfliche Identität bewahren zu können.

Der Spagat zwischen Wachstum und Bewahren ist dem scheidenden Bürgermeister Johann Thurner (Bürgergemeinschaft) in seiner 20-jährigen Amtszeit durchaus gelungen. Auch sein Nachfolger, entweder Josef Heckl aus Thurners Wählergruppe oder Stefan Bauer von den Freien Wählern, wird versuchen, die Ortsentwicklung voranzubringen ohne dem Siedlungsdruck übermäßig nachzugeben. Mammendorf mit seinen rund 4800 Einwohnern ist in den vergangenen zehn Jahren durchschnittlich um 16 Personen im Jahr gewachsen. Das ist nicht viel im Vergleich zu den infrastrukturellen Veränderungen in dieser Zeit.

Zur Stärkung des Vereins- aber auch des Dorflebens wurde vor einigen Jahren ein neues Bürgerhaus gebaut. Auch wenn die Gemeinde dafür mehrere Millionen investieren musste, aus Sicht der Bürger hat sich das auf jeden Fall gelohnt. Ein wichtiger Schritt in die Zukunft war die etappenweise Ansiedlung von Unternehmen, um die Gemeindefinanzen durch Gewerbesteuer zu stärken und Arbeitsplätze zu schaffen.

Da bei der Gewerbeansiedlung auf eine gute Mischung nicht zu großer Betriebe geachtet wurde, sind die Steuereinnahmen mit durchschnittlich etwas über zwei Millionen Euro relativ stabil. Und damit die Betriebe zeitgemäß neue Medien nutzen können, wurde die Breitbandversorgung auf den neuesten Stand gebracht, wovon auch Teile der Bevölkerung profitieren.

Die Schule bekam einen Anbau mit Räumen für die Mittagsbetreuung, Kindergärten wurden erweitert und eine Kinderkrippe wurde errichtet, um dem Betreuungsbedarf für den Nachwuchs gerecht zu werden. Die Gemeinde hat viel Geld in die Hand genommen, um den Bahnhof mit einem zweiten Zugang zu den Bahnsteigen benutzerfreundlicher zu gestalten und um ausreichend Stellplätze für die Pendler vorzuhalten. Am Ortsrand wurde ein Aldi-Markt angesiedelt, ein DM-Markt ist in Planung.

Mit der energetischen Sanierung öffentlicher Gebäude, der Installation von Photovoltaik-Anlagen auf deren Dächern, der Genehmigung einer Flächen-Solaranlage entlang der Bahnlinie sowie einer Groß-Biogasanlage beim Weiler Egg wurden wichtige Schritte hin zur Energiewende unterstützt. Zudem ist bereits beschlossen, dass Mammendorf mit gut 300 000 Euro bei einer Windkraftanlage einsteigt. Außerdem leistet die Gemeinde seit Jahren einen finanziellen Beitrag zur Erhaltung des Freizeitgeländes des Landkreises.

All diese Entscheidungen waren möglich, weil sich die Ortspolitiker stets ihrer Verantwortung bewusst waren und weil es Thurner mit seiner sachlichen, am Machbaren orientierten Führung verstand, den Gemeinderat mitzunehmen. Nur selten blitzte der Bürgermeister mit Vorschlägen ab, so mit der Planung, die Ortsverbindungsstraße nach Nannhofen auszubauen. Die Mehrheit der Ratsmitglieder sah dafür keine Notwendigkeit und fand die Kosten zu hoch.

Ausgleichend und integrierend wie Thurner sollte auch der Nachfolger das Heft in der Hand halten, wenn es darum geht, die moderate Ortsentwicklung fortzusetzen, hinsichtlich Wohnbedarf und Gewerbeansiedlung. Der Innenverdichtung wird dabei künftig mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden müssen. Als weitere dauerhafte Herausforderung kommt auf den neuen Bürgermeister die Sanierung von Ortsstraßen, Kanälen und Wasserleitungen zu. Auch der Reduzierung des Energieverbrauchs in Privathäusern wird höhere Bedeutung beizumessen sein.

Ganz wichtig wird sein, die Vereine und deren Jugendarbeit zu unterstützen und identitätsstiftende Ereignisse wie das Volksfest, den jährlichen Faschingsumzug oder Markt- und Kulturtage zu erhalten. Stets im Auge behalten werden sollte der Bau einer Ortsumfahrung der Bundesstraße 2, auch wenn diese in absehbarer Zeit kaum realisiert werden wird, weil dem Staat dafür die Mittel fehlen.

Und im Drängen auf die ganztägige Anbindung an die Metropole München mit der S-Bahn im 20-Minutentakt sowie mit möglichst vielen Regionalzughalten sollte nicht nachgelassen werden. Die größte Herausforderung der nächsten Jahre dürfte jedoch die bedarfsgerechte Reaktion auf die Zunahme der älteren Einwohner werden. Als Kleinzentrum wird Mammendorf um ein Seniorenheim mittelfristig nicht herumkommen.

Weitere Berichte zur Kommunalwahl im Landkreis im Internet: www.sz.de/kwffb

© SZ vom 13.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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