Kommentar:Zu wenig Nutzen, zu viel Risiko

Auch wenn der Wirkstoff Glyphosat zugelassen bleibt - die Landwirte im Landkreis sollten dennoch auf den Einsatz verzichten

Von Stefan Salger

Am Glyphosat scheiden sich die Geister, die reine Wahrheit kann bei dem Thema niemand für sich reklamieren. Zum Ausdruck gekommen ist der Zwist jüngst beim Alleingang des Landwirtschaftsministers Christian Schmidt (CSU), der die Geschäftsordnung der Koalition ignorierte und trotz des ablehnenden Votums von Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) seine Zustimmung zum Einsatz des Unkrautvernichtungsmitteln für weitere fünf Jahre gab. Was Schmidt eine Rüge der Bundeskanzlerin einbrachte, ist für den Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes eigentlich gar nicht der Rede wert - denn das Versprühen von Glyphosat sei im Landkreis wegen der kleinteiligen Struktur der landwirtschaftlichen Betriebe ohnehin ziemlich sinnlos.

Ob Glyphosat nun Krebs "eher schon" oder "eher nicht" auslösen kann, wer mag über eine solche Gretchenfrage ohne Doktortitel in Chemie und Medizin urteilen? Wo sich darüber doch schon die Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation und das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung nicht einig werden konnten. Das Beispiel Mobiltelefon zeigt, wie man ganz rational mit "Restrisiken" umgehen kann. Nach einer Abwägung von Nutzen und Risiken haben sich weite Teile der Gesellschaft fürs Handy entschieden - weil für viele der Nutzen überwiegt. Eine solche Abwägung ist nun auch in der anderen Richtung konsequent: auf den Einsatz von Glyphosat sollte - in jedem Fall im Landkreis - verzichtet werden, mag dies auch legal bleiben. Allein schon deshalb, weil der ökonomische Nutzen gering ist. Warum überhaupt ein Risiko eingehen? Zumal es ganz handfeste Nachteile gibt: Die Abhängigkeit von Chemiekonzernen steigt, und Unkraut bildet Resistenzen gegen das Herbizid - je länger dieses versprüht wird, desto mehr davon wird benötigt.

Einen kleinen Aufpreis sollten Verbraucher im Gegenzug zu zahlen bereit sein: Entscheiden sich Landwirte bewusst gegen den Einsatz des Herbizids, so wie etwa die Lieferanten des Regionalvermarkters Brucker Land, dann sind Kunden gut beraten, (im Zweifelsfall) zu diesen Produkten zu greifen.

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