Kommentar:Weniger wäre mehr

Verträge über eine geringere Düngung haben sich als gut für die Trinkwasserqualität erwiesen. Für noch weniger Nitrat im Wasser bräuchte es einen Verzicht auf Massentierhaltung

Von Erich C. Setzwein

Ein Euro und fünf Cent netto kostet in Eichenau, Gröbenzell, Olching und Puchheim-Bahnhof ein Liter Trinkwasser. Auch die anderen Versorger verlangen nicht viel weniger oder mehr. Das ist ein mehr als akzeptabler Preis für den Aufwand, der im Landkreis betrieben wird. Die Forderung des Umweltbundesamtes, den Nitratgehalt im Trinkwasser deutlich zu senken, mag für viele Gebiete in Deutschland gelten, im Brucker Land scheint sie aber noch nicht angebracht zu sein. Dort wird seit vielen Jahren erfolgreich das umgesetzt, was zum Beispiel Greenpeace auf das Umweltbundesamt antwortet: Weniger Düngung, weniger Massentierhaltung heißt auch weniger Nitrateintrag.

Freiwillige Vereinbarungen mit Landwirten haben es vielerorts ermöglicht, dass das Grundwasser weniger stark mit dem für das Pflanzenwachstum wichtigen Nitrat angereichert wird. Gar nichts im Wasser wäre ideal, aber das Primat der konventionellen Landwirtschaft erlaubt nicht noch mehr Zugeständnisse. Zwar bemühen sich die Bauern aus eigenem wirtschaftlichem Interesse, die Kosten für Dünger gering zu halten, doch in der Tierhaltung fällt nun mal viel Gülle und Mist an. Wichtig ist, dass genau an jenen Stellen, wo das Grundwasser Richtung Brunnen fließt, möglichst wenig bis gar nichts davon ausgebracht wird. Darauf zu achten, sollte wichtigste Aufgabe der Wasserwerke sein. Denn wenn der Gesamthaushalt an Einträgen aus der Luft, aus dem Boden und aus Gülle und Mist passt, muss in der Aufbereitung auch nicht nachgebessert werden.

Freilich, der bessere Weg zu noch saubererem Trinkwasser wäre eine Landwirtschaft, ob bio oder nicht, in der es keine überdimensionierten Ställe, keine randvollen Güllegruben und schon gar keine Überproduktion gibt. Das fürs Pflanzenwachstum nötige Nitrat käme aus etwas Schafmist oder aus einer Gründüngung, aus Klee oder Luzernen, und alle Flächen wären wie ein großes Wasserschutzgebiet. Auch wenn sich schon vieles zum Besseren entwickelt hat, bleibt dies doch nicht mehr als eine schöne landwirtschaftliche Vision. Es läge an den Konsumenten, ihr Verhalten zu ändern. Dafür müssten sie sich aber überhaupt Gedanken darüber machen, was und zu welchem Preis etwas in den Kühlschrank und auf den Teller kommt.

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