Kommentar:Vorbildliches Verkehrssystem

Eine Verkehrswende kann der Landkreis nicht stemmen. Aber er kann, wie mit dem Ausbau des Busnetzes, ein attraktives Angebot schaffen und damit sogar noch Defizite des zentralistisch aufgebauten S-Bahn-Systems ausgleichen

Von Peter Bierl

Der Landkreis Fürstenfeldbruck hat in den vergangenen Jahren ein Verkehrssystem aus Bussen, Expressbussen, Anrufsammeltaxen und inzwischen Ruftaxen aufgebaut, das vorbildlich ist. Es ist ein günstiges und zuverlässiges Angebot für alle, die kein Auto haben oder den Wagen einfach mal stehen lassen wollen. So gibt es kaum eine schnellere Verbindung, etwa zwischen Bruck und Germering, als einen Schnellbus. Beachtlich ist auch, dass sich die Verantwortlichen nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen, sondern beständig und beharrlich am Ausbau des Systems, an neuen Routen und Verbindungen tüfteln.

Der Erfolg hat bekanntlich viele Väter und Mütter, aber in diesem Fall kommt das Verdienst in erster Linie Herrmann Seifert zu, dem ÖPNV-Experten im Landratsamt, der mit Sachverstand und Herzblut bei der Sache ist. Dann Landrat Thomas Karmasin (CSU) als dem politisch Verantwortlichen. Und schließlich einem Kreistag, der das Geld zur Verfügung stellt. Dieser Kurs muss weiter verfolgt werden, weil nur ein gut ausgebauter öffentlicher Personenverkehr als Massentransportmittel eine echte, umweltfreundliche Alternative zum Auto darstellt. Verglichen damit sind der Aufbau einer Infrastruktur für Elektroautos, deren Herstellung Rohstoffe und Energie verschlingt und die genau soviel Fläche für Fahren und Parken brauchen wie Benzinkutschen, oder die Anlage von neuen Radlautobahnen, die Landschaft verbrauchen, falsche Wege.

Zwar kann ein Landkreis als regionale Einheit keine Verkehrswende stemmen, aber dieser Landkreis schafft zumindest durch attraktive Angebote Ansätze vor Ort und gleicht sogar Defizite des zentralistischen Münchner S-Bahn-Systems aus, in dem tangentiale Busverbindungen geschaffen werden, die Landkreisgrenzen überschreiten. Dieses Engagement fehlt leider auf anderen politischen Ebenen. Deswegen sind Verbesserungen im Bahnverkehr vergleichsweise rar. Vier bis achtspurige Autobahnen und Bundesstraßen durch den Landkreises sind das Gegenteil von zukunftsfähigen Lösungen. Sie zerstören Flächen und bringen mehr Lärm und Abgase.

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