Kommentar:Verkopft und ungerecht

Ein falsches Modell zur Kulturförderung kann die kulturelle Vielfalt gefährden. Deshalb darf der persönliche Geschmack der Verantwortlichen nicht zum Maßstab für die Verteilung öffentlicher Mittel werden

Von Florian J. Haamann

Kulturförderung gehört grundsätzlich nicht zu den beliebsten Themen der Kommunalpolitik. Sie ist teuer und oft können viele Bürger nicht nachvollziehen, warum man höhere Summen in kleine Nischenvereine, Ateliers, Musikabende und Theatervorstellungen investiert, die nur von relativ wenigen Menschen gesehen werden, während die Straßen doch ausgebessert gehören, Kindergartenplätze fehlen und Parkgebühren erhoben werden. Da ist es nachvollziehbar, wenn man in Puchheim zumindest ein transparenteres Verteilungssystem schaffen will, wem gegenüber auch immer. Auch wenn es vorerst nur für die zusätzliche Förderung sein soll, die mit etwa 3500 Euro auch nur einen Bruchteil der Gesamtsumme ausmacht. Allerdings ist der Puchheimer Vorschlag, der klugerweise vom Stadtrat zerpflückt wurde, eher kein Model zur Transparenzförderung, sondern ein Werkzeug, das im schlimmsten Fall die kulturelle Vielfalt gefährdet.

Die Forderung der Kulturreferentin, ein Bewertungssystem einzuführen, das dann auch noch vom Kämmerer, der dafür nicht zu beneiden ist, ausgearbeitet werden musste, ist so verkopft, wie ungerecht. Gut, dass der Kämmerer die Absurdität dieser Aufgabe betont hat und erklärte, er halte es für schwierig, mathematische Kriterien an Kultur anzulegen. Schon die Idee, Vereine anhand der Mitgliederzahl zu bewerten ist fragwürdig. Im Sport mag das eine relevante Zahl sein, in der Kultur allerdings sagt sie wenig über die Bedeutung eines Vereins aus. Endgültig problematisch wird es allerdings, die "Bedeutung für das kulturelle Leben in der Stadt" als Kriterium anzulegen. Denn dabei ist Objektivität völlig unmöglich. Oder wer will entscheiden, ob ein Abend des deutsch-finnischen Clubs mehr oder weniger wertvoll ist, als ein Nachmittag beim Liederkranz oder ein Konzert des Puchheimer Jugendkammerorchesters? Damit würde der Geschmack (und die persönlichen Verbundenheiten) der Verantwortlichen der Maßstab. Und genau das ist es, was Kultur nicht braucht: Dass die Dinge, die massenkompatibel sind, mehr gefördert werden, als kleine, abseitige Ideen.

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