Contra Obergrenze:UnglaubwürdigeForderung

Wer eine Obergrenze für Flüchtinszahlen haben möchte, muss die Grenzen dicht machen

Ein Kommentar von Peter Bierl

Asylhelfer

In Fürstenfeldbruck geben Asylhelfer Flüchtlingen Deutschuntericht.

(Foto: Günther Reger)

Eine Obergrenze für Flüchtlinge bedeutet in letzter Konsequenz Mauer, Stacheldraht und Schießbefehl, auch wenn die Drecksarbeit ein Diktator anderswo erledigt. Insofern ist die AfD-Führerin ehrlicher als viele andere. Der Bürgermeister von Maisach sieht die Grenze der Belastung bei 2,5 Prozent Flüchtlingen erreicht. Er spricht von "massiven Einschränkungen" für die ansässige Bevölkerung und warnt vor hohen Ausgaben für die Infrastruktur.

Boomende Gemeinde

Die Klage wäre glaubwürdig, hätte Hans Seidl (CSU) schon viel früher eine Obergrenze gefordert. Denn Maisach ist seit Langem eine boomende Gemeinde. Die Einwohnerzahl nahm von 1987 bis 2011 um fast 27 Prozent zu, sagt das Landesamt für Statistik. Für alle diese Menschen mussten Häuser, Straßen, Kindergärten und Schulen gebaut und viel Geld ausgegeben werden.

Hat man darüber je Klagen vernommen? Im Gegenteil, von diesem Zuwachs konnten Kommunalpolitiker nicht genug bekommen. Heute ist Maisach eine jener farblosen Siedlungen, in denen Flächen gnadenlos zugepflastert werden. Grenzenlose Zuwanderung ja, aber bitte nur wohlhabende Bio-Deutsche, so könnte man eine Haltung zugespitzt zusammenfassen, die nicht bloß in Maisach herrscht.

Nicht zumutbar

Es bleibt allerdings ein anderes Argument für eine Obergrenze: Der wohlstandschauvinistische Teil der Deutschen wird endgültig durchdrehen, wenn noch mehr Menschen Schutz suchen. Die Folgen kann man den Flüchtlingen nicht zumuten.

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