Kommentar:Überzeugende Einrichtung

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Das Ruf-Taxi sichert rund um die Uhr den öffentlichen Personennahverkehr

Von Karl-Wilhelm Götte

Das MVV-Ruf-Taxi hat sich im vergangenen Jahr auf 100 000 Fahrgäste hoch katapultiert. Das Taxi als öffentliches Verkehrsmittel: Die Idee ist so gut, dass viele Menschen im Landkreis die Praxis kaum glauben können. Ein Taxi kann nur teuer sein, ist die allgemeine Assoziation, die sich mit diesem Transportmittel verbindet. Nichts dergleichen: Nachtschwärmer, vor allem junge Menschen aus dem Brucker Landkreis, haben längst begriffen, dass sie damit nachts und an den Wochenenden genauso billig wie mit dem Bus fahren, aber dreimal so schnell an ihr Ziel kommen.

Beispiel: Komme ich in Olching, Puchheim oder Germering spät abends oder gar nachts an der S-Bahnstation an, kann ich dorthin, wenn kein Bus mehr verkehrt, ein Ruf-Taxi bestellen. Das bringt mich zu der Bushaltestelle, die meiner Wohnadresse am nächsten liegt, also nahezu vor die Haustür. Bin ich aus München gekommen und habe vier Streifen gelöst oder bin im Besitz einer Zeitkarte, fährt mich das Taxi quasi umsonst nach Hause. Manchmal fahren mehrere Fahrgäste mit und das Taxi macht dann den einen oder anderen Schlenker, es fährt aber auch, wenn sich nur ein einziger Fahrgast gemeldet hat.

Profis unter den Nutzern sind die Bewohner des dünn besiedelten westlichen Landkreises, die von Maisach, Mammendorf oder Türkenfeld in abgelegene Orte wie Oberweikertshofen, Mittelstetten oder nach Moorenweis nachts oder an Wochenenden wollen. Auch die Amazon-Schichtarbeiter im Gewerbepark Geiselbullach haben spitz bekommen, dass das Ruf-Taxi schnell, bequem und billig ist. 1,1 Millionen Euro gibt der Landkreis dafür jährlich aus. Das klingt viel, ist aber nur ein Klacks dagegen, wenn man zu den buslosen Zeiten überall flächendeckend Buslinien einrichten würde.

Hier und da gibt es noch Zweifel an der Zuverlässigkeit. "Ich stehe nachts um zwölf Uhr am Germeringer Bahnhof und das Taxi kommt nicht", ist ein gängiger zweifelnder Satz - besonders von Frauen. Diese Befürchtungen sind unbegründet: Wurde das Ruf-Taxi 45 Minuten vorher telefonisch geordert, steht es zur vereinbarten Zeit da. Alles wird in der Puchheimer Taxizentrale an Computern detailliert überwacht und protokolliert, so dass auch Beschwerden von Fahrgästen nachgegangen werden kann. Noch gibt es Reserven. Explodieren die Fahrgastzahlen weiterhin, lassen sich die 45 Minuten Mindestbestellzeit noch flexibler handhaben. Kompliment an den Landkreis und an seinen findigen Verkehrsexperten Hermann Seifert, dass dieser mit dem Ruf-Taxi einen 24-stündigen öffentlichen Nahverkehr sicherstellt.

© SZ vom 23.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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