Kommentar:Überholen ist töricht

Wenn der Winterdienst unterwegs ist, sollten Verkehrsteilnehmer besser einen Gang zurückschalten

Von Erich C. Setzwein

Sie sitzen oft schon um 3 Uhr hinterm Steuer, damit die Pendler in der Früh sich nicht durch dicke Schneehaufen wühlen müssen. Straßenmeister sind nicht irgendwelche Rowdys in einem Lkw, die es darauf anlegen, den Autofahrern das Leben schwer zu machen. Von ihnen wird viel verlangt. Abgesehen davon, dass rasche Auffassungsgabe, technisches Verständnis, handwerkliches Geschick, Engagement und Verantwortungsbewusstsein zu den Voraussetzungen gehören, um diesen Ausbildungsberuf machen zu können, müssen Straßenmeister besonders im Winterdienst hoch belastbar sein. Deshalb ist jeder Versuch töricht, sie unnötig zu überholen oder gar auszubremsen.

Wenn die Polizei nach dem ersten Schneewochenende davon sprach, dass die allermeisten Autofahrer ihre Fahrweise an die schwierigen Verhältnisse angepasst hätten, so sollte das für die ganze winterliche Saison gelten. Doch je länger der Schnee liegt, desto wagemutiger wird gefahren. Da wird noch vor gelben Ampeln zügig der Vordermann überholt, der sich ob der scheinbar vereisten Fahrbahn langsamer der Ampel annähert, um nicht in die Kreuzung zu rutschen. Da wird selbst bei dichtem Schneefall und wenig Sicht gedrängelt und aufgefahren. Und es wird überholt. Hauptsache, der Matsch spritzt besonders hoch. Das ist nicht marken- oder modellabhängig, der Allrad-SUV spielt da genauso mit wie die Knutschkugeln mit ein Liter Hubraum. Das alles erleben auch die Fahrer der Schneeräumer - ob sie nun auf den schweren Lkw auf Autobahnen oder Bundesstraßen unterwegs sind oder mit den Traktoren durch Bruck.

Wer sich schon mal mit einem Schneeräumer unterhalten hat, weiß, wie körperlich anstrengend die Arbeit ist, und kann ermessen, welchen zusätzlichen Stress sie bekommen, wenn sie von den anderen Verkehrsteilnehmern nicht als das angesehen werden, was sie sind. Nämlich die wichtigsten Helfer für eine einigermaßen freie und sichere Fahrt durch den Winter.

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