Kommentar:Überfälliger Schritt

Fürstenfeldbruck tritt immer häufiger als Bauherr und Immobilienkäufer auf

Von Stefan Salger

Jahrelang hat die Kreisstadt den Schwund der Sozialwohnungen so stoisch hingenommen wie den Wandel der Jahreszeiten. Credo: Kann man halt nichts machen. Als Trostpflästerchen setzte die CSU aufs Wohngeld, lehnte aber aktive Markteingriffe wie den Ankauf der damals feilgebotenen GBW-Wohnungen ab - die SPD knüpfte derweil große Hoffnungen an Mietspiegel sowie Mietpreisgrenze und arbeitet sich bis heute am Unendlichkeitsprojekt einer Landkreis-Wohnbaugesellschaft ab.

Unter dem früheren BBV-Oberbürgermeister Klaus Pleil dämmerte es den Verantwortlichen, dass mit all diesen Instrumenten nur an den Symptomen herumkuriert wird. Wuchernden Mieten ist so nicht beizukommen. Pflegepersonal, kinderreichen Familien mit geringem Einkommen oder Menschen ohne Arbeit lässt sich dauerhaft nicht helfen, indem Marktmechanismen einfach ignoriert werden. Preise sinken nur dann, wenn einer Nachfrage ein mindestens ebenso großes Angebot gegenübersteht.

In Bruck kehrte die Erkenntnis ein, dass es ohne günstige Sozialwohnungen nicht geht. Bauherren großer Mehrfamilienhäuser müssen sich heute verpflichten, 40 Prozent der Flächen im sozial geförderten Wohnungsbau zu errichten. Und die traumatische Erfahrung mit einer städtischen Wohnbaugesellschaft, die 2010 nicht zuletzt wegen Managementfehlern in die Pleite geschlittert war, hält die Stadt nicht davon ab, wieder verstärkt selbst als Bauherr aufzutreten. Das Beste: Dank öffentlicher Förderungen und Mietzuschüssen durch den Freistaat rechnet sich das sogar.

Nun also geht die Stadt die nächste Baustelle an, und das ist gut so. Viel zu lange erlaubte man sich den Luxus, wohnungslose Menschen für ein Heidengeld in angemieteten Pensionen unterzubringen. Würde es sich bei der Obdachlosigkeit um ein kurzfristiges Phänomen handeln, wäre diese Strategie nachvollziehbar. Nichts freilich deutet darauf hin, dass die Zahlen signifikant zurückgehen. Im Gegenteil: Die Mieten in der Münchner Region steigen weiter, Geringverdiener oder anerkannte Asylbewerfinden keine freie Sozialwohnung und stehen buchstäblich auf der Straße.

Städte und Gemeinden kommen nicht umhin, den Wohnungsbau stärker in die eigenen Hände zu nehmen. Sie haben die Planungshoheit und können einen zumutbaren Teil des Wertgewinns, der im Zuge der Umwandlung von Ackerland zu Bauland generiert wird, im Sinne der Allgemeinheit abschöpfen. München macht mit seiner "sozialgerechten Bodennutzung" vor, wie es gehen kann.

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