Kommentar:Späte Einsicht

Lange hat sich niemand für die den Erhalt der Offizierschule eingesetzt. Der Wahlkampf um den OB-Posten böte Gelegenheit

Von Gerhard Eisenkolb

Es ist keine Überraschung, dass der Wehrbeauftragte des Bundestages am Sinn des Umzugs der Offizierschule der Luftwaffe von Bruck nach Roth zweifelt und fordert, den teuren Neubau noch einmal zu prüfen. Bestätigt doch der unabhängige Wehrbeauftragte als Ombudsmann der Streitkräfte letztlich nur, was hohe Vertreter der Luftwaffe und des Fliegerhorstes schon immer vertraulich sagten: Dass die im Verteidigungsministerium vor sechs Jahren getroffene Umzugsentscheidung ein großer Fehler war und die Verschwendung von Steuermitteln nach sich ziehen würde. Nur fanden solche Einwände von Soldaten bisher kein Gehör, weder in Berlin noch auf kommunaler Ebene.

Zwei Versäumnisse rächen sich nun. Weder Landrat Thomas Karmasin noch der damalige Brucker OB Sepp Kellerer noch einflussreiche CSU-Abgeordnete aus dem Landkreis wie Gerda Hasselfeldt oder Reinhold Bocklet rührten für den Erhalt der Offizierschule einen Finger. Da sich diese Politiker sonst, was verdienstvoll ist, um jede Kleinigkeit in ihrem Wahl- oder Stimmkreis kümmern, wirkte ein solches abgestimmtes Verhalten umso befremdlicher. Wie es damals hieß, sollen kritische CSU-Mitglieder zurückgepfiffen und auf Parteilinie getrimmt worden sein. Dazu passt das zweite Versäumnis: Nie wurde über Kosten, Nutzen oder den Sinn des Umzugs diskutiert. Die Betroffenen hatten die Entscheidung hinzunehmen. Basta.

Sollte es sich um eine Fehlentscheidung handeln, ließe sich diese noch zurücknehmen, da mit dem Bau der neuen Offizierschule in Roth noch nicht begonnen wurde. Dazu bedürfte es aber einer starken Lobby für die Luftwaffe im Landkreis und einer offenen Diskussion über die Kosten und Optionen. Der anstehende Bürgermeisterwahlkampf in Bruck böte die Gelegenheit dazu. Da sich der OB und der Stadtrat lange darum bemühten, die Offizierschule durch eine andere Hochschuleinrichtung zu ersetzen, läge es nahe, gleich die Kaderschmiede der Luftwaffe zu behalten. Auf dem restlichen Gelände der Kaserne wäre noch immer reichlich Platz für Wohnungen, Gewerbe und ein neues Stadtviertel.

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