Kommentar:Sich den Spaß nicht verderben lassen

Absolute Sicherheit kann es nicht geben. Die Menschen sollten sich dennoch das Feiern nicht nehmen lassen

Von Erich C. Setzwein

Es gibt gute Gründe, lange geplante Großveranstaltungen kurzfristig abzusagen. Im vergangenen Jahr war die Erschütterung über das Zugunglück in Bad Aibling so groß, dass man sich in Ebersberg sofort entschloss, mal eben kein Faschingstreiben zu machen. Auch anderswo und zu anderer Zeit, wie etwa 1991 zu Beginn des Golfkriegs, wurde das Feiern eingestellt.

Das alles ist nachvollziehbar. Und auch die Entscheidung der Faschingsfreunde Fürstenfeldbruck leuchtet ein, wenn man deren Argumente kennt. Doch kann es so weitergehen? Soll nach Nizza und Berlin nun öffentliches Feiern eingestellt werden?

Ob beim Olchinger Faschingszug, beim Altstadtfest in Bruck, beim Picknick in White auf der Germeringer Rathauswiese oder bei der Türkenfelder Bergweihnacht muss geprüft werden, ob die Sicherheit der Besucher gewährleistet ist. Es können aber immer nur individuelle Entscheidungen sein, eine öffentliche Veranstaltung einzuschränken oder abzusagen. Veranstalter und Genehmigungsbehörde müssen eben in Zeiten einer Bedrohung durch den Terrorismus noch enger zusammenarbeiten. Sie müssen lernen einzuschätzen, ob und wie sie die jeweilige örtliche Lage vor dem Hintergrund internationaler wie nationaler Spannungen einschätzen. Viel wird auf die Polizei ankommen, deren Aufklärung im Vorfeld zu nutzen ist.

Sich einzuigeln, Betonsperren zu errichten, das mag bei Staatsbesuchen und Paraden in den Hauptstädten oder rund um den Bayerischen Hof zur Zeit der Sicherheitskonferenz ein probates Mittel sein. In München haben das eingezäunte Oktoberfest und die strengen Kontrollen deutlich gezeigt, wie scheinbar sichere Insellösungen aussehen.

Es gibt weder am Geschwister-Scholl-Platz in der Buchenau noch in Gernlinden die absolute Sicherheit. Überall kann es riskant sein, zusammenzukommen und Spaß zu haben. Ob Absperrungen und Durchsuchungen das Sicherheitsgefühl erhöhen, darf bezweifelt werden. Sich die Lust am Feiern nehmen zu lassen und alles in Frage zu stellen, ist ein Ziel des Terrors. Dieses Ziel darf er nicht erreichen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: