Kommentar:Radfahrer brauchen Platz

Es höchste Zeit, dass für Zweiräder die nötige Infrastruktur geschaffen wird

Von Gerhard Eisenkolb

Überörtliche Verbindungen für Alltagsradfahrer im Landkreis sind von Verkehrsplanern lange äußerst stiefmütterlich behandelt worden. So war es im Kreistag jahrelang üblich, bei den Haushaltsberatungen die sowieso schon niedrigen Ansätze für den Radwegebau immer wieder ganz zu streichen. Obwohl das die Gemeinden nur minimal entlastete, bekam der Kreistag mit solchen Tricks einen konsensfähigen Etat hin, ohne dass ein solcher Sparbeschluss den Kreisräten Ärger gebracht hätte. Das hat sich in diesem Frühjahr mit der Verabschiedung der Räumlichen Entwicklungskonzepts für den Landkreis bis zum Jahr 2040 zum Glück grundlegend geändert.

Dieses Konzept ist von der Erkenntnis geprägt, dass die Verkehrsprobleme und ein weiteres Wachstum nur noch dann zu bewältigen sein werden, wenn es neben einer Infrastruktur für Autos auch eine solche für Radfahrer gibt und letztere bereits bei der Planung von Siedlungen berücksichtigt wird. Wer Menschen gerade auf kurzen Strecken zum Umsteigen vom Auto aufs Fahrrad bewegen will, muss dafür die Voraussetzungen schaffen. Das heißt, die Radfahrer müssen den entsprechenden Platz bekommen, um sich gegenüber dem erdrückenden Fahrzeugverkehr behaupten und vor allem sicher fortbewegen zu können. Setzen die Kommunalpolitiker die Anregungen der Entwicklungsstrategie konsequent um, besteht erstmals die Chance, dass das Fahrrad im Landkreis Fürstenfeldbruck in bestimmten Bereichen zu einem gleichwertigen Verkehrsmittel zum Auto aufrückt.

Ob die Kommunalpolitiker aber wirklich den Mut aufbringen werden, im Zweifelsfall den Autofahrern am Straßenrand Parkplätze wegzunehmen, um die Radler zu ihrem Recht kommen zu lassen, ist fraglich. Das integrierte Radwegkonzept könnte zur ersten Bewährungsprobe für die Räumlichen Entwicklungsstrategie werden. Gelingt es nicht, die Lücken zu schließen und attraktive sowie vor allem sichere Radverbindungen zu schaffen, wäre wieder einmal nur ein Konzept entstanden, das in irgendwelchen Ablagen verstaubt. Eigentlich gibt es keine Alternative zum Ausbau des Radwegenetzes.

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