Kommentar:Politisches Illusionstheater

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Der Energiewende im Landkreis fehlt die Basis. Sie verfügt über zu wenige Zahlen und hat keine konkreten Vorhaben

Von Andreas Ostermeier

Die Frau ohne Unterleib hat es in früheren Zeiten auf jedem guten Jahrmarkt gegeben. Die Attraktion war so populär, dass sie zum Inbegriff von Illusionstheater geworden ist. So eine Frau ohne Unterleib ist auch die Energiewende im Landkreis Fürstenfeldbruck. Es gibt ein Ziel, einen Energiewendeverein, Reden über die Notwendigkeit einer Versorgung mit Strom und Wärme aus nicht fossilen Quellen und ein paar Bauten, die für eine Energiezukunft ohne klimaschädliche Verschmutzung stehen.

Aber was bedeutet das? Tut der Landkreis genug oder nicht? Um das bewerten zu können, fehlen die Zahlen. Der Landkreis hat sich eine Zielmarge gesetzt. Bis 2030 will er die Energieversorgung auf erneuerbare Quellen umstellen. Aber wo liegt er heute? Wie weit ist er von diesem Ziel entfernt? Niemand kann diese Fragen seriös beantworten. Das hängt auch damit zusammen, dass niemand weiß, von welchem Verbrauchswert der Landkreis gestartet ist. Es fehlt an einer Bestandsaufnahme zu Beginn. Vor 17 Jahren gaben sich die Politiker mit einer Schätzung zufrieden. Seitdem gibt es Entwicklungen in Richtung Energiesparen, beispielsweise sparsamere Elektrogeräte, aber auch Entwicklungen in die Gegenrichtung, zum Beispiel mehr Einwohner. Es braucht Zahlen, um den aktuellen Stand bestimmen zu können. Sonst ist die Energiewende nur Illusionstheater.

Nun kann man einwenden: Zahlen sind nicht so wichtig. Wichtig ist, dass der Verbrauch fossiler Energieträger bis 2030 mindestens stark reduziert wird. Doch wie soll das geschehen? Durch Windkraft? Nach dem Bau von zwei Windrädern ist sie bereits entschlafen. Durch Fotovoltaik? Außer auf ein paar Dächern öffentlicher Gebäude gibt es nur noch wenig Zuwachs. Durch öffentlichen Nahverkehr? Das Gezänk um den Ausbau der S 4 lässt nichts Gutes erwarten. Das Radwegenetz ist nur ein Torso und der Ausbau der Gewerbegebiete führt sicher nicht zu einem Rückgang des Auto- und Lastwagenverkehrs. Auch ohne Zahlen lässt sich sagen: Es schaut nicht gut aus für die Energiewende im Landkreis.

© SZ vom 07.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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