Kommentar:Ohne Hilfe geht es nicht

Die Regierung von Oberbayern scheint die Verhältnisse in Germering nicht zu kennen und macht es sich mit den Auszugsbescheiden leicht

Von Karl-Wilhelm Götte

Von Willkommenskultur und Integration wurde einst viel geredet - bis in höchste politische Kreise in diesem Lande. Die Zeiten haben sich heute dramatisch geändert. Ganz anderer Töne sind auszumachen. Kein maßgeblicher Politiker der Regierungsparteien heißt Asylbewerber und Flüchtlinge noch willkommen. Konjunktur haben Verlautbarungen, wie man Flüchtlinge am besten wieder los wird, sich abschottet oder die Mittelmeerpassage schließt, indem man die Boatpeople ins Chaos-Land Libyen zurücktransportiert und dort interniert.

Die Träger der einst heiß empfohlenen Willkommenskultur, die zahlreichen ehrenamtlichen Helfer in den Asylhelferkreisen, werden von den Behörden jetzt als "Störer" ausgemacht. Vom rechten politischen Rand wurden sie als Gutmenschen verhöhnt und jetzt sind sie auch für eine Regierungsbehörde Störer, werden aber als nützliche Idioten gerne missbraucht. Gewürdigt wird deren Engagement mit keinem Wort.

Was passiert in diesem Land? Erstaunlich ist es, dass es überhaupt noch Menschen gibt, die ihre Freizeit opfern, um den Fremden, die bei uns gestrandet sind, beizustehen. Eigentlich ist das eine staatliche Aufgabe. Dabei zeigt das Beispiel des massenhaften Flüchtlingsumzugs aus dem Don-Bosco-Altenheim in Germering, dass es ohne die vielen Helfer gar nicht gehen würde. Erst einmal ist der Bescheid über die sogenannte Umzugsverpflichtung der Regierung von Oberbayern so bürokratisch verfasst, dass jedes Schreiben den Flüchtlingen übersetzt und erläutert werden muss. Das macht nicht der Briefbote der Behörde, sondern das organisieren die Helfer. Das wird von der Regierung einkalkuliert und spart natürlich auch Kosten. Auch die viel beschworene Transparenz findet nicht statt.

Warum informiert die Regierung von Oberbayern die Akteure vor Ort nicht ausreichend? Die Regierung von Oberbayern scheint sich darauf zu verlassen, dass die Helfer den Umzug schon irgendwie deichseln. Auf Familien mit Kindern, die zur Schule gehen, wird überhaupt keine Rücksicht genommen. Integration, von den Flüchtlingen allseits verlangt wird, ist auf einmal vollkommen nachrangig geworden. Was mit den kriegsversehrten Flüchtlingen, die es auch im Don-Bosco-Altenheim gibt, geschehen soll, ist ungewiss.

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