Kommentar:Nicht zu viel verlangt

In der Flüchtlingshilfe sind viele Christen aktiv. Doch bei der Unterbringung von Asylbewerbern bleiben die Pfarrgemeinden hinter dem Papstwort zurück

Von Peter Bierl

Engagierte Christen sind in manchen Asylhelferkreisen im Landkreis stark vertreten. In Puchheim sind es die Vertreter der Ökumene von unten, die sich seit Jahren um irakische Flüchtlinge kümmern und im Frühjahr die erste Anti-Pegida-Kundgebung auf die Beine stellten. Einige Pfarreien boten von Abschiebung bedrohten Flüchtlingen Kirchenasyl, ein nachahmenswertes Beispiel an Zivilcourage gerade in Deutschland mit seiner Tradition der Untertanenmentalität.

Alle diese Aktivisten dürfen sich durch die Erklärungen des Papstes bestätigt fühlen, die sich gegen Ausgrenzung, Rassismus und Wohlstandschauvinismus richten. Insofern hat der Brucker Dekanatsvorsitzende Albert Bauernfeind schon recht, wenn er kritisiert, dass die Reichen, aber auch andere Gruppen der Gesellschaft, egal ob religiös oder säkular, weit weniger für Flüchtlinge tun als die Christenheit.

Dennoch ist es peinlich für die Amtskirche, dass die Erklärung ihres Oberhauptes, jede Pfarrei in Europa könne Flüchtlinge aufnehmen, nicht umgesetzt wird, vermutlich nicht bloß im Landkreis Fürstenfeldbruck. Franziskus sprach nicht davon, Pfarrheime in Flüchtlingslager umzuwandeln, so dass wie bei Turnhallen oder Bürgerhäusern die Frage nach ausreichenden sanitären Einrichtungen aufkommen müsste.

Sondern der Papst erklärte, jede Pfarrei könne jeweils eine Familie aufnehmen. Das ist in der Tat nicht zu viel verlangt, zumal in manchem Bischofssitz oder im Vatikan durchaus ein paar mehr unterkommen könnten. In Zeiten des Priestermangels, in denen ein Geistlicher mehrere Gemeinden betreut, sollten eigentlich einige Pfarrhäuser leer stehen, gerade in ländlichen Bereichen. Widerstrebende Kleriker seien daran erinnert, dass die Gründungsmythologie ihrer Religion mit der Herbergssuche von Josef und Maria beginnt.

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