Kommentar:Neuer Zuschnitt, alte Mehrheit

Im neuen Bundestagswahlkreis steht die erfolgsverwöhnte CSU vor einer spannenden Kandidatensuche

Von Andreas Ostermeier

Der neue Bundestagswahlkreis, zu dem die Landkreise Starnberg und Landsberg sowie die Stadt Germering gehören, ist eine ungewöhnliche Schöpfung. Denn obwohl Starnberg und Landsberg an den Ammersee grenzen, sind sie politisch bislang noch nicht verbunden gewesen. Statt dessen waren beide Landkreise nach Süden orientiert, was die Kandidatur für den Bundestag anlangt. Starnberg gehörte mit den Kreisen Bad Tölz und Miesbach zusammen, Landsberg mit Weilheim und Garmisch. Jetzt wird aus beiden ein west-östlich ausgerichteter Wahlkreis gebildet - der Einwohnerzahlen wegen.

Ebenfalls aus Gründen der Einwohnerzahlen gehört auch Germering zu diesem Wahlkreis. Die größte Kommune des Brucker Landes hat keinen Platz mehr im Bundestagswahlkreis Fürstenfeldbruck/Dachau. Für die Germeringer ist der neue politische Verbund noch ungewöhnlicher als für Starnberger und Landsberger. Sie fühlen sich wohl recht allein gelassen. Äußerungen aus der CSU deuten an, dass man in der neuen Umgebung noch fremdelt.

Doch so ungewöhnlich der Zuschnitt des neuen Wahlkreises ist, die Vorrangstellung der CSU ist durchaus oberbayerisch gewöhnlich. Bei den Bundestagswahlen haben sich in den vergangenen Jahrzehnten immer die Christsozialen durchgesetzt, und auch bei den Landtagswahlen sind die Kreise Starnberg und Landsberg jeweils eine sichere Bank für die Regierungspartei. Deshalb hat die CSU mit der Kandidatenfindung auch die größte Mühe, denn wer sich in ihr durchsetzt, tut dies aller Voraussicht nach auch beim Wähler. Diese Aussicht lockt viele Bewerber und zieht das Auswahlverfahren in die Länge.

Dass es mehr als einen Bewerber geben wird, ist aber auch eine Chance für die Germeringer CSU. Sie verfügt zwar nur über etwa ein Achtel der Stimmen unter den Delegierten, die den Stimmkreiskandidaten wählen werden, aber keines der beiden großen Lager hat eine Mehrheit. Es kommt also auf den jeweiligen Kandidaten an. Überzeugt er an den drei Vorstellungsterminen viele CSU-Mitglieder, kann auch ein Germeringer gewinnen.

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