Kommentar:Neuer Schwung für die Beziehung

Braucht es da noch diese altmodischen Städtepartnerschaften?

Von Stefan Salger

In den Sechzigerjahren wurden im Sommer VW Käfer oder Renault R 4 vollgepackt und die Familie trat endlich die lang ersehnte Urlaubsreise an. Ziel waren oft Ferienorte und Sandstrände rund ums Mittelmeer, in Italien oder Frankreich - reinstes Abenteuer. Das war die Zeit, in der nicht nur die Menschen, sondern auch die Städte neue Freundschaften knüpften. Politisch war das so gewollt. Denn wer sich kennt, der schießt nicht mehr aufeinander. Es folgten Jahre, in denen viele Städte sich das Ja-Wort gaben. Die Liebe war frisch und die Begeisterung groß. Jene Begeisterung ist mittlerweile etwas abgeflaut. Heute ist die Welt vernetzt, es gibt Internet, Facebook, tägliche Direktflüge, Wohnungstauschbörsen und Reiseportale ohne Ende. Und jeden beliebigen Ort auf dieser Welt kann man über Google-Earth heranzoomen. Braucht es da noch diese altmodischen Städtepartnerschaften?

Wenn es gelingt, diese mit Leben zu füllen - dann ganz klar: ja. Das zeigen Beispiele wie die vitale Verbindung Allings mit dem österreichischen Lannach. Der Auftritt des Allinger Theatervereins vor ein paar Wochen im Städtchen in der Steiermark beweist, dass vor allem Vereine und "ganz normale Bürger" solche Partnerschaften mit Leben erfüllen müssen. Politiker, die sich einmal im Jahr im offiziellen Rahmen treffen, salbungsvolle Grußbotschaften austauschen, wieder heimfahren und damit ihre Pflicht und Schuldigkeit erfüllt zu haben meinen, können das nicht leisten. Sport- und Musikvereinen kommt eine wichtige Rolle zu, ebenso Schulen in Form von Schüleraustausch oder Klassenfahrt. 2013 besuchte eine mit Unternehmern besetzte Delegation Brucks Partnerstadt Almuñécar, um Fachkräfte zu suchen. Mag der Erfolg dieser Reise auch überschaubar gewesen sein, so zeigt es doch, dass ein Austausch auf vielen Ebenen belebend wirkt. In der Kreisstadt, die sich mit fünf Partnern freilich viel vorgenommen hat, stellten jüngst Künstler ihre Werke aus und gaben Konzerte. Gelingt es, auch der Smartphone-Generation den realen Reiz einer Reise zu fremdsprachigen Freunden zu vermitteln, dann kann die alte Liebe jederzeit aufblühen.

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