Kommentar:Mehr Mut zur Farbe

Grau-weiße Eintönigkeit gibt es in Olching genug. Ein kräftiger Farbfleck schadet deshalb dem Nöscherplatz nicht - im Gegenteil

Von Heike A. Batzer

Ordnung muss sein. Wo kämen wir denn da hin? Der schöne Nöscherplatz von Olching. Extra neu gestaltet und gepflastert wurde er rund um Kirche und Kriegerdenkmal und - man hätte es sich denken können - mit Auflagen versehen: zum Beispiel jener, dass sich drumherum alles schön zurückzuhalten hat. Die Freunde der Bürokratie haben deshalb alles detailliert geregelt - bis zum letzten Pinselstrich.

Deswegen sind die Pinselstriche eines Hausbesitzers am Kreisverkehr vor dem Nöscherplatz nun nicht seine letzten gewesen. Er muss den giftgrünen Anstrich des Gebäudes, in dem seit 1996 ein Jeansladen untergebracht ist, übermalen und sich an die Vorgaben halten: Erlaubt ist nicht, was gefällt. Erlaubt sind Weiß- und Grautöne. Wie langweilig.

Freilich müssen Kommunen bestimmte Dinge regeln, und gerade auch im Baurecht muss es sinnvolle Vorgaben zu Architektur, Ausmaß, Abstandsflächen geben. Doch mit jeder weiteren Einzelheit, die vorgeschrieben wird, besteht die Gefahr, dass die Menschen den Staat nur mehr als bevormundend wahrnehmen. Die Farbe eines Hausanstrichs ist eher eine Frage des Geschmacks als ein bauliches Detail, das in allen Nuancen festgeschrieben werden müsste. Im Gegenteil: Im vorherrschenden Einerlei aus Weiß-, Pastell- und mediterran anmutenden Terrakottatönen sticht eine kräftig getünchte Fassade angenehm hervor. Man möchte so manchem Bauherrn mehr Mut zur Farbe wünschen. Bunte Fassaden werten viele Häuser erst auf, und die Städte und Gemeinden würden weniger uniform daherkommen.

Doch im Olchinger Fall ist Uniformität und Konformität gewünscht. Zu sehr befürchtet man, das giftgrüne Haus könnte dem Kirchenplatz seine Rolle als Blickfang streitig machen. Statt die Farbe eines Gebäudes zum Politikum werden zu lassen, hätten die Olchinger Kommunalpolitiker gut daran getan, dem Thema mit ein wenig Nonchalance zu begegnen. Lange Zeit war das beanstandete Haus übrigens lila angestrichen. Offenbar hat's keinen gestört.

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