Kommentar:Jetzt ist die Politik gefragt

Die Maisacher Kleiderkammer ist geschlossen, ohne staatliche Hilfe wird sie nicht mehr aufmachen können

Von Ariane Lindenbach

Jetzt ist also die Maisacher Kleiderkammer bis auf Weiteres geschlossen. Der Grund: Zu viele Asylbewerber auf einmal sind in den kleinen Kellerraum gekommen, um sich mit den gebrauchten, abgelegten Klamotten anderer einzudecken. Ihre Zahl ist stetig gestiegen, und das hat Betreiberin Beate Inngauer gleich vor mehrere Probleme gestellt: Furcht vor nicht eingehaltenen Brandschutzbestimmungen, zusätzliche Arbeit wegen der Unordnung, die so viele Menschen verursachen, Missstimmung bei den Bewohnern des Mehrfamilienhauses wegen der vielen Menschen im Keller und nicht zuletzt steigende Unkosten, die die Hartz-IV-Empfängerin Inngauer nicht mehr aus eigener Tasche bezahlen kann und will.

Das Problem der Kleiderkammer ist exemplarisch für die gesamte Flüchtlingsproblematik: Die Politiker in Berlin und Brüssel reagieren mehr auf die immer wieder nach oben korrigierten Prognosen der in der EU und Deutschland ankommenden Flüchtlinge als dass sie agieren. Fast könnte man den Eindruck gewinnen, sie reden sich ein, das Problem werde sich schon irgendwie von selbst lösen. Aber das wird es mitnichten- weder islamischer Terror noch die von den Industrienationen mitzuverantwortenden Umweltschäden werden sich von alleine lösen. Doch auf der glückseligen Insel Europäische Union scheint man noch darauf zu hoffen und doktert an den Symptomen herum, statt sich beispielsweise auf eine europaweite Quote zur Aufnahme der Flüchtlinge und offensive Integrationspolitik zu verständigen.

Stattdessen ist Deutschland einer der wenigen EU-Staaten, der die Asylsuchenden aufnimmt. Aber auch hier fehlt es an Geld, Wohnraum und Arbeitskräften - vom Ausländeramt bis hinunter zu jenen, die den neu Ankommenden dabei helfen, sich zu integrieren. Bislang tut das eine beachtliche Zahl freiwillig und unentgeltlich: Sie lernt mit den Menschen Deutsch oder Schwimmen, begleitet sie zu Behörden oder kleidet sie neu ein. Wenn die Politiker wollen, dass das weiterhin so gut funktioniert, sollten sie dieses bewundernswerte Engagement deutlich mehr honorieren. Auch mit etwas Geld.

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