Kommentar:In schlechtem Licht

Die Beschwerde des Sparkassenchefs bringt vor allem eines: neue Aufmerksamkeit für das Thema Fusion

Von Peter Bierl

Grundrechte wie die Meinungsfreiheit müssen immer und überall verteidigt werden, nicht nur in Budapest oder Istanbul, sondern auch in Fürstenfeldbruck. In einem Land, das sich als Hort der Freiheit und Aufgeklärtheit feiert, genügt anscheinend immer noch der Anruf eines Bankdirektors und schon sorgt ein leitender Mitarbeiter der Verwaltung in vorauseilendem Gehorsam dafür, dass Kritik unterbunden wird. Der Vorgang wirft ein schlechtes Licht auf das Brucker Rathaus und auf die Sparkasse Fürstenfeldbruck. Er zeigt einmal mehr, dass die Imagekampagne der Sparkassen, die sich seit der Bankenkrise von 2008 gerne als die so ganz andere, kundennahe Bank inszenieren, eben nicht mehr als Reklame ist.

Vielleicht wird man dem Chef des Geldinstituts aber noch dankbar sein. Was immer man von Sparkassenkritiker Rainer Gottwald halten mag oder ob seine Rechnungen im Detail richtig sind, er legt den Finger in eine Wunde, ebenso wie Martin Runge, Kreisrat und OB-Kandidat in Bruck, der im Verwaltungsrat der Bank sitzt. Das Geschäftsgebaren, die Gehälter von Vorständen und Aufsichtsräten sowie die geplante Bankenfusion mit den Instituten in Dachau und Landsberg und ihre Folgen für Kunden und Mitarbeiter verdienen größere öffentliche Beachtung und eine gründliche Debatte, zumal es sich um ein öffentlich-rechtliches Unternehmen handelt.

Damit würde sich die Intervention von Knörr am Ende als segensreich erweisen. Sie könnte dem Thema jene große Aufmerksamkeit bescheren, die angemessen wäre. Denn viele werden sich fragen, warum die Sparkasse dermaßen überreagiert, statt eine solche Veranstaltung mit ein paar Dutzend Besuchern einfach auszusitzen. Es ist jedenfalls eine große Chance für alle Beteiligten. Das Sozialforum Amper kann seine Missachtung der Sparkasse wettmachen und Knörr zur angekündigten Ersatzveranstaltung einladen, auf dass dieser endlich mit Gottwald diskutieren darf. Die Stadt zeigt tätige Reue, indem sie dafür einen schönen großen Saal zur Verfügung stellt und die Sparkasse sorgt in bewährter Weise für die Bewirtung.

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