Kommentar:Hilferuf aus dem Rathaus

Im Streit um die Asylerstaufnahme sucht Brucks Bürgermeister Erich Raff Unterstützung bei Karmasin, Bocklet und Dorow. Doch er verhält sich nicht geschickt

Von Gerhard Eisenkolb

Der Brief des CSU-Mitglieds und Zweiten Bürgermeisters von Fürstenfeldbruck, Erich Raff, an den Landrat und zwei CSU-Abgeordnete ist nichts anderes als ein Hilferuf. Nachdem es Raff, der für den erkrankten Oberbürgermeister Klaus Pleil die Amtsgeschäfte führt, nicht gelungen war, eine Mehrheit im Stadtrat für die Kurzzeitdependance im Fliegerhorst zu bekommen, sollen es nun Thomas Karmasin im Zusammenspiel mit Reinhold Bocklet und Alex Dorow richten. Das ist ungeschickt, weil Raff die Forderungen der Gegner nicht mal erwähnt und nur kleine Verbesserungen anspricht. Zudem ist es taktisch unklug, sich nur an CSU-Vertreter zu wenden. Schließlich braucht der Bürgermeisterstellvertreter bei einer neuerlichen Abstimmung im Stadtrat die Unterstützung derjenigen, die das bisherige Verhandlungsergebnis ablehnen und sich übergangen fühlen.

Dafür handelt Raff wenigstens konsequent. Schließlich saßen Karmasin sowie Bocklet und Dorow bei den Verhandlungen mit am Tisch. Was die Annahme bestärkt, dass hier die CSU mit starker Hand von oben nach unten durchregiert und den Bürgermeisterstellvertreter mit CSU-Parteibuch in die Pflicht nimmt, ihre Lösung der Flüchtlingsunterbringung umzusetzen. Zudem hat sich Karmasin in dem Streit ja bereits positioniert und klar für die Kurzzeitdependance als Kompromiss ausgesprochen. Er und die Abgeordneten sind also Mitspieler bei dem Versuch der Regierung von Oberbayern, die Stadt über den Tisch zu ziehen und ihr für einen langen Zeitraum eine für eine Kleinstadt bedenklich große Last der Flüchtlingsunterbringung in Oberbayern aufzuzwingen. Andere sprechen unverhohlen von Erpressung.

Noch aus einem anderen Grund ist der Streit um die Dependance für die Brucker CSU besonders heikel. Das sind die Folgen des langen Krankenstands von Oberbürgermeister Klaus Pleil. Sollte dieser auf Betreiben des Stadtrats hin für dienstunfähig erklärt werden, wäre eine Bürgermeisterwahl unumgänglich. Gelänge es Raff, das Flüchtlings- und Fliegerhorstproblem zu lösen, könnte die CSU Führungsstärke demonstrieren und ihren Anspruch aufs Rathaus bekräftigen. Aber das wissen natürlich auch die anderen Fraktionen im Stadtrat.

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