Kommentar:Die ungelöste Herausforderung

Viele Flüchtlinge dürfen bleiben. Nun gilt es, sie zu integrieren. Das ist eine langfristige Aufgabe

Von Gerhard Eisenkolb

Mit dem Versiegen des Flüchtlingszustroms sind im Landkreis auch die ärgerlichen Debatten über den Bau weiterer Flüchtlingsunterkünfte sowie mit Anwohnern, die sich gegen die von ihnen unerwünschten Nachbarn wehrten, von der politischen Agenda verschwunden. Da zudem seit einem Jahr die zweckentfremdeten Schulturnhallen wieder von Schülern und Vereinen genutzt werden können und alle dem Landkreis zugewiesenen Schutzsuchenden zumindest über einen Schlafplatz verfügen und einigermaßen versorgt sind, ist in der Kommunalpolitik wieder so etwas wie Normalität eingekehrt. Auch das Landratsamt arbeitet wegen der Flüchtlinge nicht mehr im Dauer-Krisenmodus.

Doch der Schein trügt. Zwar wurden die Flüchtlinge in den vergangenen Monaten aufgrund dieser Entspannung zur Aufgabe eines kleinen Kreises der ehrenamtlicher Asylhelfer und deren Unterstützer. Aber eigentlich ist nichts wirklich geklärt, so lange die Schutzsuchenden nur das Lebensnotwendige erhalten und in irgendwelchen Container- oder Notquartieren untergebracht sind. Es geht nun darum, diejenigen, die hier bleiben können, dazu zu ertüchtigen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und ihnen damit eine Zukunft zu geben. Diese Aufgabe ist größer, als einige Wohncontainer aufzustellen.

Kurzfristig lässt sich diese Aufgabe nicht lösen. Es geht um ein Langzeitprojekt, über das außer einigen Asylhelfern bisher kaum jemand im Landkreis diskutiert. Das hat den Vorteil, dass Ruhe einkehren konnte. Da die Integrationsaufgabe eine Riesenherausforderung ist, kann sie nur gelöst werden, wenn ein großer Teil der Bevölkerung mithilft. Gelingt es, an die Willkommenskultur anzuknüpfen, die in den Jahren 2014 und 2015 dazu beigetragen hat, die Flüchtlinge im Landkreis mit großem Wohlwollen aufzunehmen, und akzeptieren auch die Schutzsuchenden die hier geltenden Regeln des Zusammenlebens, könnte es in kleinen Schritten klappen.

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