Kommentar:Die Parteifamilie huldigt den Chefs

Statt über Themen zu reden, setzt die CSU auf Emotionen

Von Gerhard Eisenkolb

Höchstwahrscheinlich besteht die wichtigste Leistung des CSU-Kreisvorsitzenden nicht darin, politische Themen zu setzen, sondern eine inhomogene Gruppe von fast 1900 Mitgliedern zusammenzuschweißen und bei der Stange zu halten. Anders ist die Choreografie der Kreisversammlungen nicht zu erklären. Man inszeniert sich nicht als Gruppierung, die bestimmte Ideen umsetzen will. Stattdessen setzt man auf Emotionen. Es wird ein großes Familientreffen zelebriert, bei dem sich alle lieb haben und einmütig zusammenstehen. Allen Meinungsunterschieden und gelegentlichen internen Reibereien in einzelnen Ortsverbänden zum Trotz.

Dieser Grundkonsens besteht, seit CSU-Größen wie zuerst Gerda Hasselfeldt, dann Reinhold Bocklet und nun Landrat Thomas Karmasin den Kreisvorsitz innehaben. Ihnen ist es gelungen, den wegen seiner Größe wichtigen Parteiverband zu zähmen und sich so ihre Machtbasis zu sichern. Die treuen und ergebenen Anhänger werden im Gegenzug mit relativ guten Wahlergebnissen belohnt. Schließlich schneidet die CSU immer dann am besten ab, wenn sie geschlossen auftritt. Sie verliert, wie bei der Kommunalwahl vor einem Jahr, aber dort Rathäuser und Wahlen, wo ein Ortsverband in Lager gespalten ist. Deshalb werden bei einer Kreisversammlung Probleme ausgeklammert, obwohl der für die Partei schmerzhafte Verlust der Rathäuser in Gröbenzell und Fürstenfeldbruck zu einem großen Teil hausgemacht war.

Zu diskutieren gäbe es einiges. Beispielsweise den Umstand, dass Karmasin für sein Landkreis-Windkraftkonzept den größten Gegenwind aus seinem eigenen Kreisverband bekam. Oder wie die Kreis-CSU zur dringend erforderlichen Intensivierung der interkommunalen Zusammenarbeit steht. Schließlich lassen sich viele der Zukunftsfragen des Landkreises wie das fehlende, aber überfälliges Konzept für die Weiterentwicklung des Landkreises, der besorgniserregende Mangel an günstigem Wohnraum für Normalverdiener, die Verkehrsprobleme, die Nutzung des Fliegerhorstes nach dem Abzug der Bundeswehr oder die weitere Ausweisung von Gewerbegebieten wohl nur noch mit gemeinsamen Konzepten lösen. Erfolge der Vergangenheit helfen hier nicht weiter.

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