Kommentar:Die Herkunft entscheidet

Am Ende eines inhaltsleeren Wahlkampfs gibt schließlich den Ausschlag, dass Erich Raff ein Brucker ist

Von Stefan Salger

Erich Raff hat es also geschafft. Die Wähler wollen offenbar doch lieber einen gebürtigen Fürstenfeldbrucker als einen aus Gröbenzell stammenden Grünen-Politiker. Damit ist die Strategie aufgegangen, die Herkunft in den Mittelpunkt des Wahlkampfs zu rücken. Martin Runge fehlte offenbar der Stallgeruch. Auch wurde die bisherige Arbeit von Erich Raff honoriert. Der CSU-Mann hat schließlich bereits eineinhalb Jahre den erkrankten Klaus Pleil vertreten. In der Verwaltung gilt er als recht umgänglich und wohltuend zurückhaltend, mag er auch im Stadtratsplenum manchmal mit Dünnhäutigkeit aufgefallen sein.

Ein Alpha-Tier wie Martin Runge, der sich durch jedes noch so dichte Paragrafendickicht mindestens genau so gut durcharbeiten kann wie der dafür bekannte "Aktenfresser" Edmund Stoiber, sich also in viele Themen schnell einarbeitet und seine daraus gezogenen Schlüsse dann nachdrücklich vertritt, war für die Brucker dagegen nicht die erste Wahl. Vielleicht trauten sie dem Frieden und dem auf seinen professionell produzierten Videos recht locker rüberkommenden Grünen-Politiker doch nicht so recht über den Weg. Die Wahlbeteiligung von lediglich gut 41 Prozent könnte freilich als Indiz interpretiert werden, dass keiner der beiden Kandidaten die Herzen der Brucker wirklich im Sturm erobert hat.

Erich Raff kann nun seinen Kurs fortsetzen. Er steht nicht für spektakuläre Visionen, dafür aber für Kontinuität. Die BBV als zweitgrößte Stadtratsfraktion hat nun sechs Jahre Zeit, in den eigenen Reihen einen Kandidaten aufzubauen. Und Martin Runge kann sich angesichts der sehr knappen Niederlage erhobenen Hauptes auf die Arbeit in Gröbenzell konzentrieren - und im Herbst möglicherweise in die Grünen-Landtagsfraktion nachrücken, sofern Margarete Bause in den Bundestag gewählt wird.

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