Kommentar:Die Flüchtlinge sind eine Chance

Der Lehrlingsmangel ist wohl nur durch Migranten zu beheben

Von Sebastian Mayr

Dass einmal mehr viele Lehrstellen im Landkreis frei bleiben, ist für die Unternehmer ein Problem. Fehlen Auszubildende, dann fehlen mittelfristig Fachkräfte. Langfristig können ganze Berufssparten wegbrechen. Dass manche Unternehmer lieber auf Lehrlinge verzichten, weil die Bewerbungen nicht gut genug sind, während andere händeringend nach Kandidaten suchen, ist bedauerlich. Falsch ist es nicht. Denn die Unternehmen müssen ihre Wirtschaftlichkeit im Blick behalten und können nicht rein altruistisch handeln. Nur den Kandidaten Stellen anbieten, die sie für geeignet halten, gebietet allein die Vernunft. Wer zu schlecht qualifiziert ist, keine guten Noten hat oder nicht genügend gut motiviert ist, wird eine wankende Branche nicht retten können. Zudem leistet die Wirtschaft bereits viel, um Lehrlinge zu gewinnen.

Einzelinitiativen wie erhöhte Löhne und das Angebot eines dualen Studiums zählen ebenso dazu wie der Versuch der Handwerker und der IHK, Flüchtlingen den Weg zur Berufsausbildung zu öffnen. Gelingt die Initiative, Flüchtlinge einzubinden, haben Händler, Handwerker und Industrie an der richtigen Schraube gedreht. Auch dann wird die Regel gelten, dass viele Firmen lieber auf Lehrlinge verzichten, als unmotivierte Jugendliche mit schlechten Noten einzustellen. Doch mit steigenden Bewerberzahlen könnte auch die Zahl der geeigneten Kandidaten wieder steigen. Wenn sich zu den immer weniger werdenden Absolventen von Haupt- und Mittelschulen in Zukunft auch jugendliche Flüchtlinge gesellen, könnte der beklagte demografische Wandel gebremst werden.

Gegen den anderen Trend, das Streben der Jugendlichen zu höheren Schulabschlüssen und an die Universitäten dürfte die Initiative nicht helfen. Und nicht jeder Betrieb hat Möglichkeiten wie die Sparkasse und kann ein duales Studium anbieten. So bleibt zu hoffen, dass die Unternehmer im Landkreis Erfolg haben und auf höheren Ebenen Gehör finden bei ihren Versuchen, Flüchtlinge einzustellen. Denn wenn die Bewerber dauerhaft ausbleiben, wird aus dem Problem der Unternehmer ein gesellschaftliches Problem.

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